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Dr. Karl Ulrich Volz SDS PODCAST

Staffel 2 Episode 4 – Expertengesprächsrunde zum Thema Keramik-Implantologie Teil 1

Willkommen zum vierten und letzten Ausschnitt aus der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der mgo Fachverlage in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen der Zahnmedizin diskutiert werden. Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS SWISS DENTAL SOLUTIONS, in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt. Nachfolgend präsentierten wir daraus vier Audioblöcke als Zusammenschnitt im Podcast-Format.

Der vierte Teil beschäftigt sich mit ganzheitlicher Medizin und Ernährung in Bezug auf die Gesundheit

Dr. Kurt Mosetter bezieht sich auf den Fakt, dass es mehr Aufklärungsarbeit und Datenforschung braucht, um Patienten individuell zu behandeln und deren Gesundheit zu verbessern hier wird auch das Thema der Supplementation aufgegriffen.

Zudem wird besprochen Inwieweit dieses Wissen in die Ausbildung von Zahnärzten einfließen sollte und ob dies überhaupt möglich ist?

Das Ziel sollte laut Dr. Volz sein: Weg von der personenbezogenen OP hin zu einem guten, allgemeinen Konzept in der Praxis.

Viel Spaß bei unserer letzten Folge!

Unsere heutigen Gäste

Prof. Dr. Florian Beuer

Direktor der Zahnärztlichen Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité – Universitätsmedizin in Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.

Henriette Lerner

Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL Dentclinic and Academy in Baden-Baden, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie und Past-Präsidentin der Digital Dentistry Society International.

Dr. Dirk Duddeck

Biologe, Zahnmediziner und Gründer und Leiter der CleanImplant Foundation, einer non-profit Organisation mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von Implantaten verabschiedet und der „Trusted Quality Mark“, eine internationale Auszeichnung für saubere Implantate, entwickelt hat.

Dr. Kurt Mosetter

Arzt und Heilpraktiker, Begründer der Myoreflex-Therapie, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und Regulationsmedizin sowie Teambetreuer im Profisport. 

Dr. Ulrich Volz

Gründer, Inhaber und Leiter der SWISS BIOHEALTH CLINIC in Kreuzlingen und SDS Swiss Dental Solutions AG, sowie Präsident der International Society of Metal-Free Implantology.

Intro 

Hallo und herzlich willkommen zum vierten und letzten Teil der Episoden Serie aus der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der MGO Fachverlage, in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen in der Zahnmedizin diskutiert werden. Die letzte Folge beschäftigt sich mit ganzheitlicher Medizin und Ernährung in Bezug auf die Gesundheit. Dr. Kurt Mosetter bezieht sich auf den Fakt, dass es mehr Aufklärungsarbeit und Datenforschung braucht, um Patienten individuell zu behandeln und deren Gesundheit zu verbessern. Hier wird auch das Thema der Supplementierung aufgegriffen. Zudem wird besprochen, inwieweit dieses Wissen in die Ausbildung von Zahnärzten einfließen sollte und ob dies überhaupt möglich ist. Das Ziel sollte laut Dr. Volz sein, weg von der personenbezogenen OP, hin zu einem guten allgemeinen Konzept in der Praxis. Viel Spaß bei unserer letzten Folge. 

Dr. Dirk Duddeck 

Wie auch im letzten Podcast sprachen Professor Dr.  Florian Beuer, Direktor zahnärztliche  Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin am Zentrum für Zahn-, Mund- und  Kieferheilkunde der Charité Universitätsmedizin Berlin  und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.  Dr. Henriette Lerner,  Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL- Dentclinic & Academy in Baden-Baden,  Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie und  Passpräsidentin der Digital Dentestry Society International.  Dr.Dirk Duddeck, Biologe, Zahnmediziner und Gründer der Clean Implant Foundation,  einer Non-Profit Organisation, mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von  Implantaten verabschiedet und die Trusted Quality Mark, eine internationale  Auszeichnung für saubere Implantate, entwickelt hat.  Dr. Kurth Mosetter, Arzt und Heilpraktiker,  Begründer der Myoreflex-Therapie, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und  Regulationsmedizin, sowie Teambetreuer im Profisport.  Und Dr.Ulrich Volz, Zahnarzt, Gründer, Inhaber und Leiter der  Swiss Biohealth Klinik Kreuzlingen und der SDS, Swiss Dental Solutions AG sowie  Präsident der International Society of Metall Free Implantology.  Zu Anfang hören Sie unsere Moderatorin der Zukunftswerkstatt Natascha Brandt.  Viel Spaß!    

 

Natascha Brandt 

Also inwieweit wird sich denn dann das Bild des Zahnarztes in der Zukunft auch verändern? 

 

Dr. Florian Beuer 

Also ich glaub durch das gar nicht so stark. Ich glaub eigentlich durch das, was wir da in der Pause diskutiert haben, als Herr Dr. Volz gesagt hat, dass der Zahnarzt auch sehr viel Arzt ist und ich glaube, das ist eigentlich der Punkt. Im Körper hängt alles irgendwie zusammen und das blendet man manchmal aus, weil wir denken okay, da ist jetzt eine tiefe Tasche an Zahn, also kratz ich mal an dieser Tasche und hoffe, dass dann alles gut wird. Und das ist ja, das lehrt ja eigentlich schon die Erfahrung, dass das oft dann nicht der Fall ist und dass man das einfach ein bisschen größer denken muss. Ich glaube, der Lebenswandel und diese ganzen Dinge, die haben einen ganz großen Einfluss und vielleicht auch, das wäre eine große Chance, ich glaube, Frau Dr. Lerner, Sie haben es gesagt, also das ist eigentlich die Digitalität, gehört in die Ausbildung mit dazu. Wir sind gezwungen worden, eigentlich mehr oder weniger die Ausbildung jetzt zu 100 Prozent nur noch digital auszubilden, weil wir deutlich weniger Zeit im Zahnmedizinstudium haben im Vergleich zu früher. Aber was noch immer zu kurz kommt, ist eigentlich dieser Gesamtansatz. Und zwar jetzt nicht nur: was macht das Blutdruckmittel und wie ist der Diabetes, sondern die ganzen Stufen davor. 

 

Dr. Florian Beuer 

Also wenn ich eigentlich, wenn ich sage, der Zahnarzt ist eigentlich der Arzt, der am häufigsten routinemäßig aufgesucht wird, dann hat man eigentlich eine ganz wichtige Funktion. Man hätte eine wichtige Funktion als Gesundheitsmanager. Und ich glaube, das ist eigentlich bis jetzt total vergessen worden. Also ich finde es super spannend, super spannendes Hintergrundwissen und das mit der Ernährung und also-dass ich eigentlich über die Lebensweise sehr, sehr großen Einfluss auf auf meinen Körper, auf meine Zahngesundheit oder auf meine Gesamtgesundheit einfach habe. Und das ist eine ganz, ganz wichtige Message. Und wenn, weil wir die meisten Arzt-Patienten Kontakte haben, könnte das eigentlich eine Aufgabe für uns sein, ohne dass große Kosten entstehen. Das ist also ich glaube, wir müssen auf alle Fälle, wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, als wollten wir uns jetzt ein zusätzliche Geschäftsfeld erschließen um das geht es nicht. Sondern es geht eigentlich wirklich darum, die Gesundheit des Menschen zu begleiten. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ja, ich sage mal, wir haben eine Verantwortung dadurch, dass wir die Fachrichtung sind, die am häufigsten aufgesucht wird. Und wenn wir natürlich auf der anderen Seite auch wieder Zeit einsparen, gerade in der Diagnose durch künstliche Intelligenz, dann haben wir ja die paar extra Minuten noch oder auch die KI kann uns wieder helfen, andere Dinge vielleicht so zu detektieren. Ja, und die Gelegenheit zu benutzen, wenn der Patient schon mal da ist. Und sogar mein Professor damals vor 30 Jahren hat eben gesagt Zahn nicht zu groß schreiben, Arzt nicht zu klein. Und er hat uns mitgegeben im Studium: Leute, ihr seid diejenigen, die die höchste Chance haben, ein Karzinom im Frühstadium zu erkennen. Und zwar nicht nur im Kopf, wenn der irgendwo am Kopf irgendwas hat, am Hals, im Dekolleté oder euch berichtet. Ihr habt die Chance. Der hat uns darauf getrimmt, quasi diese Chance wahrzunehmen, weil wir einfach die sind, also noch häufiger als der Gynäkologe sehen wir Patienten. Wir sind einfach der Arzt Nummer eins, der am häufigsten gesehen wird. 

 

Natascha Brandt 

Ich würde gerne kurz mal eingreifen, und zwar Sie sagen, wir brauchen nur ein paar Minuten mehr, um diese Dinge zu erkennen. Aber kann ein Zahnarzt, also sie haben es ja gar nicht in der Ausbildung mit drin, was muss ich denn überhaupt in der Ausbildung da nochmal ändern, damit ein Zahnarzt wirklich diese Funktion auch wahrnehmen kann letztendlich, damit es in die richtige Richtung gehen kann? 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Also ich würde sagen, Zwei-Tages Schulungen, bringen schon richtig viel. Und Immunmetabolismus. Der Immunmetabolismus ist direkt ihr Fachgebiet. Im entzündlichen Stoffwechsel ist das einfach eine Katastrophe. Das heißt, je höher der Zuckerspiegel, je höher die proinflammatorische Zytokine, kann man sagen, also ein Wert, der HP1C, das Glykierte Hämagoglobin, wenn es steigt, korreliert mit all course Mortality. Die Mortalität, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs korreliert einfach tatsächlich mit einer Entzündung. Und jetzt ibts eigentlich, man stellt es sich vor, man hätte nur 15 Werte, die überall liegen, bei jedem Hausarzt, in jeder Klinik. Das wäre der HP1C, die Harnsäure, zwei, drei Entzündungszytokine, nehmen wir mal noch Interleukin-6, TNF Alpha, dann nehmen wir noch TSH, wir haben für TSH und für die Schilddrüse eine  Range, alle Leber-Enzyme. Dann wäre es standardisiert. Und jetzt wird klar, je höher das metabolische Profil aus dem Ruder läuft, umso schlechter ist die Gesundung, umso höheres Risiko für eine Entzündung. Das heißt, die Daten sind alle da, die liegen im Krankenhaus, beim Hausarzt überall. Jetzt noch mal zu ihrem Gebiet. Der Knoche ist eigentlich das klassische Organ, was eigentlich leidet unter einem diabetischen Stoffwechsel. Deshalb korreliert es mit Osteoporose. Jetzt kommt aber was Spannendes. Die Spätfolgen von diesem Diabetes Typ 2 sind keine Spätfolgen, das sind frühe Veränderungen, die keiner sieht. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Und deshalb ist die Entzündung vorher schon da. Und irgendwann kollabiert das System und dann sagt man „Oh, jetzt ist der Diabetes da.“ 15 Jahre vorher beginnt es. Und wenn die nur den Mund aufmachen, dann erkennen sie am Zahnfleisch, da stimmt was nicht. Angenommen in dem Profil mit künstlicher Intelligenz, da hätten wir nur 15 Marker dabei. Ein Profil, was dann standardisiert ist, dann leuchtet es rot auf und dann wird klar, dann kann man den Patient informieren, dass er partizipiert. Partizipation, Selbstverantwortung. Dann kann man sagen: „Okay, hören Sie her. Bei Ihnen sieht es, Sie bringen Risiko mit. Sie können was tun, das Risiko abzusenken. Sie können was tun, das Outcome eigentlich dramatisch zu verbessern.“ Also wenig Geld, wenig Zeit, einfach nur die Daten zusammenbringen. Bisher liegen sie überall, aber keiner verwertet sie. 

 

Natascha Brandt 

Wunderbar. Sind wir schon bei dem vierten Thema eigentlich bei dem ganzheitlichen Konzept. Herr Dr. Mosetter,  sie sagen, ja, Sie betrachten Ernährung als Medizin. Wie wichtig ist denn gerade eine gesunde Ernährung, wenn es um einen chirurgischen Eingriff geht und die anschließende Regeneration? Also Sie haben da ja unterschiedliche Ansätze, einmal die Medizin, einmal die Myoreflex-Therapie. Sie arbeiten da ja mit unterschiedlichen Ansätzen. Also ich bin jetzt gerade mal bei der Ernährung. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Also ich gehe mal einen Schritt zurück. 1987 erzählten mir die führenden Ärzte in der ayurvedischen, tibetischen Medizin das Tor zur Gesundheit, ist der Darm. Aber der Tod sitzt auch im Darm. Moderne Daten zeigen, dass das Mikrobiom, das Metabolom, der Stoffwechsel aus dem Darm, eine zentrale Rolle spielt für unser Immunsystem. Einige Leute im Max-Planck-Institut sagen sogar, die Fernsteuerung für die Immunkompetenz liegt im Darm. Da spricht vieles dafür. Aber wie bleibt der Darm gesund? Ja, es kommt darauf an, wie ich mich ernähre. Das heißt, Ernährung ist ein super Faktor, nicht irgendwie ein Faktor, sondern ein super Faktor. Im Profisport High End hat sich eine antientzündliche Ernährung durchgesetzt. Also das ist keine Diät, wir nennen es Natural Eating. Und da kann ich eigentlich das metabolische Profil und den Immunmetabolismus, glätten. Aber wenn ich das bei jungen und gesunden Leute mache, nur dass sie ein bisschen besser sind im Sport, würde ich sagen, das müsste man bei allen Patienten machen. Und dann ist völlig klar, je stabiler der Stoffwechsel, je antientzündlicher, physiologischer der Immunstoffwechsel läuft, umso geringer das Risiko, dass was schief läuft. Das heißt, das ist sicher ein Faktor, den jeder mitbringen kann. Der kostet nicht viel Geld, sondern eine kleine Achtsamkeitsübung für die Betroffenen und eine Schulung für die Betroffenen. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Und da glaube ich, da ist die Zukunftswerkstatt klasse, man muss aufklären, es braucht Aufklärungsarbeit, man braucht eigentlich mehr Forschung, mehr Datensammlung. Und dann glaube ich, ein gesunder Darm und eine gesunde Ernährung, man reguliert den Stoffwechsel, reduziert das Risiko und all along  – ich nenne jetzt mal die Worte vom Dieter Felsenberg, das ist mein Mentor an der Charité in Berlin –, der sagt also: „Unser System ist darauf ausgerichtet, mit dynamischer, motorischer Aktivität, können wir gut und gerne 120 Jahre alt werden, so alt wie Methusalem. Aber wir müssen was dafür tun. 

 

Natascha Brandt 

Ist denn das überhaupt umsetzbar im normalen Praxisalltag? Ich meine, diese Aufklärung kostet ja Zeit. Ist das machbar? 

 

Dr. Henriette Lerner  

Aber ist es das wert? 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ja, genau das ist die bessere Frage. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ich sage immer: Why comes first. How comes second 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Wir müssen uns zusammenschließen. Angenommen es gibt dann auf der Page sozusagen bei jedem von uns sozusagen Basisinformation, was man selber für sich tun kann, dann können die ohne Kostenschwelle das günstig im Internet runterladen. Glykoplan, antientzündliche Ernährung, mit Rezepte, kostet nichts, aber es braucht ein Rat, also so eine kleine Empfehlung. Und dann praktizieren wir das. Einige Patienten, die beim Doktor Volz sind, die landen bei mir. Dann hören sie das Gleiche, was er sagt, compliance ist schlagartig besser. Und dann teilen wir uns die Arbeit. Aber die Mitarbeit von unserer Klienten und das Engagement, die Eigeninitiative und wie sie partizipieren an ihrer Gesundheit ist relativ hoch. Aber das geht besser, wenn man sich zusammenschließt, als wenn ich alles machen möchte oder er alles machen möchte. Aber wenn wir wissen, dass es uns gibt, dann ist es eine Botschaft, dass man draußens auch sagt, sucht euch gute Partner und eine gute Zusammenarbeit. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ich glaube auch für den allgemeinen Zahnarzt ist schon mal wichtig zu verstehen, das was er eigentlich behandelt, ist ein Symptom. Und warum schauen auf dem Markt, auf dem Tiermarkt, warum schauen die dem Gaul ins Maul? Weil die genau dort am Zahnfleisch und am Zahnzustand sehen, wie es dem Tier geht. Ganz einfach. Das heißt, wenn wir eine Karies haben, wenn wir eine PA haben, das ist eine allgemeine Erkrankung. Das hat nichts mit Säureangriff zu tun. Das ist und ich habe die neuesten Studien, die Studien gibt es, die zeigen, ob auch MIH hängt zusammen mit Vitamin D3, K2, Parodontitis wird getriggert durch den Vitamin D3 Mangel. Und die neuesten wissenschaftlichen Topstudien kann ich gerne noch weiterreichen. Die zeigen das definitiv die letzten Jahre. Das sind ganz neue Erkenntnisse. Wir wissen es aber eigentlich seit 100 Jahren, weil wir schauen auf die Zunge und dann sehen wir auf der Zunge, wie der Darm funktioniert. Die Mundschleimhaut, die Gingiva gehört embriogenetisch  zusammen mit der Darmschleimhaut, das ist einund das selbe. Dann weiß ich genau wie der Darm aussieht. Das heißt, wenn ich eine PA habe, muss ich verstehen, dass das eine Erkrankung des Darmes ist. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Das ist keine isolierte, das ist eine Allgemeinerkrankung. Die Karies ist eine Allgemeinerkrankung und das heißt, das ist das Wichtigste, dass der Zahnarzt erst versteht schon mal, dass er eine allgemeine Erkrankung therapiert. 

 

Natascha Brandt 

Also noch mal zurück zu dem Punkt Ernährung klärt euer Wasser. Die EFPS3 Leitlinie sagt, dass wir wissen nicht, ich zitiere mal noch was, wir wissen nicht, ob sich eine Ernährungsberatung positiv auf die Parodontitis Therapie auswirken kann. Eigentlich eher gegenteilig. 

 

Dr. Florian Beuer 

Nur weil wir es nicht wissen, warum sollen wir es deswegen nicht machen. 

 

Dr. Florian Beuer 

Also für mich ist eigentlich wirklich so, also wir setzen in dem Land noch viel zu wenig auf Prophylaxe. Das ist eigentlich die einzige Chance, die ganzen Babyboomer, die jetzt dann irgendwann aus dem Arbeitsleben auscheiden, die quasi das Gesundheitssystem belasten. Ich muss schauen, dass die möglichst lang fit bleiben, weil sonst packt es das Gesundheitssystem nicht. Und das ist , also politisch hat mir schon immer genervt. Das größte Problem, ist die Demografie und die Demografie will ich nicht in den Griff bekommen. Und die Demografie ist dann kein Problem, weil das wissen wir alle, die letzten fünf Jahre kostet ein Bundesbürger mehr als sein ganzes Leben im Gesundheitssystem und das müssen wir irgendwie in den Griff kriegen, dass die Leute fit bleiben, dass sie eine Lebensqualität haben und ich glaube schon, dass Ernährung und Bewegung Schlüsselfaktoren sind. Und da ein Konzept draus zu stricken, wo wir ein wichtiger Teil davon sein können. Weil also wenn wir sagen, es bringt auch deinen Zähnen was, weil zum Zahnarzt geht ja eigentlich keiner gerne. Auch wenn wir uns das immer einreden, dass wir Wellness für die Zähne machen, ist ja trotzdem so, dass jeder eigentlich froh ist, wenn er wieder vom Stuhl runter ist. 

 

Dr. Florian Beuer 

Also das ist etwas, was unsere Gesellschaft dringend braucht, finde ich, ein gesamtheitliches Gesundheitskonzept, weil wir zu wenig Körperbewusstsein bei uns im Land haben. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Also ich denke, wir dürfen ja auch, sagen wir mal, das Licht der Zahnärzte nicht zu sehr unter den Scheffel stellen.  

 

Dr. Ulrich Volz 

Ich habe das das erste mal richtig wahrgenommen, als wir den Sportärztekongress letztes Jahr hier hatten, weil die haben das Oberthema Prophylaxe gemacht und haben gesagt, es waren alles Sportmediziner, Orthopäden, guck mal die Zahnmediziner, die sind uns Lichtjahre voraus, weil denen ihre Patienten kommen zur Prophylaxe, bezahlen Geld alle drei bis sechs Monate. Davon träumen die nur. Davon träumen die nur. Also muss ich auch mal sagen, wir Zahnmediziner haben es ja echt geschafft als einzige Disziplin. Und deswegen sehen wir die Patienten auch so regelmäßig, dass wir es tatsächlich geschafft haben, eine sogar teilweise erstattete Prophylaxe zu etablieren. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Ja, und die Prophylaxe erklären wir so. Also ihr habt es wirklich geschafft und dann seht ihr was, dann wird halt der Zahnstein oder die Entzündung entdeckt. Das würde ich mir wünschen für unsere Patienten. Das heißt, die haben einen prä-diabetes Stoffwechsel, dann wird es erkannt und dann passiert was. Und dann habe ich ein niedriges Vitamin D und ich habe einen entzündlichen Stoffwechsel. Wenn dann was passieren wird, könnte man die Entwicklung von ganz vielen Zivilisationserkrankungen drastisch beeinflussen. 

  

Dr. Kurt Mosetter 

Und deshalb glaube ich, dass wir viel von euch viel lernen können. Aber ich glaube nicht, dass es sich dort im Alltag so gut installiert, wie wenn wir diese metabolische Marker als Profil bei euch mit verankern und dann tatsächlich breitere Daten kriege, die dann zu unterschiedlichen Krankheitsverläufen im korrelativen Zusammenhang stehen. Also das fänd ich super. Und jetzt der Vitamin D3 Mangel. Also wir supplementieren in allen Profibereich deutlich und wir messen, kontrollieren. Und das führt dazu, dass wir in einem Verein, wo man das konsequent macht, mit Ernährung und mit einer Supplementation in einer Saison 1.000 Verletzungstage weniger, also 1.000 Verletzungstage weniger in einer Saison. Also das ist ja Wahnsinn. Und deshalb wünsche ich mir, dass das, was man da macht im Profisport, dass man einige Dinge, die kostengünstig sind wie Ernährungstipp, Vitamin D3, K2 oder Omega, das lässt sich also leicht einführen und es kostet auch nicht viel Geld. Also es braucht aber die Aufklärung. 

 

Natascha Brandt 

Professor Beuer, sind ja in der Lehre engagierter, mit Herz und Leib Lehrer. 

 

Natascha Brandt 

Wie sieht es denn aus in der Ausbildung? Hat sowas Chancen einzuziehen in der Ausbildung? 

 

Dr. Florian Beuer 

Also das ist auf alle Fälle – ich genieße diese Gesprächsrunde extrem und das ist etwas, was ich für meinen Alltag mitnehmen würde. Dass man sagt okay, wie kann man das einbauen, wenn es einfach nur mal Sie haben gesagt, innerhalb von zwei Tagen ist da viel beigebracht. Also zwei Tage über ein Studium gestreckt ist machbar, ist definitiv machbar. 

  

Dr. Florian Beuer 

Den Freiraum kann man auf alle Fälle geben. Ich habe mir auch gedacht, jetzt ist es durchaus ein Thema, wo man sagt okay, es ist mal ein anderes Thema, eine andere Herangehensweise. Wir haben uns ja Jahrzehnte damit beschäftigt, wie viel OPs muss ich noch machen, dass ich den teuersten Millimeter meines Lebens irgendwo an Zahnfleisch hinbekomme und habe vielleicht einen viel besseren Hebel in der Hand über ganz triviale Sachen. 

 

Dr. Florian Beuer 

Mein Lieblingsspruch an die Patienten, wenn so eine OP vorbei ist nach fünf Stunden: den Rest machen sie, ich bin fertig.  Und na ja, und das kennt jeder von uns, dass manchmal kommen Komplikationen auf uns zu, die eigentlich keiner vorhergesehen hätte. Ja, weil halt dann doch was war, weil wir diese Parameter nicht konsequent erheben, weil  es uns auch nicht bewusst ist, muss man ganz ehrlich sagen. Das Wissen. Und bei anderen, wo du denkst, ich habe das vor ein paar Tagen angeschaut, das schaut aber nicht gut aus, deswegen schaue ich es jetzt mal nach einer Woche an. Und dann ists halt doch gut. Also insofern wir werden von Heilungs-, manchmal von Heilungskapazitäten überrascht und auch positiv wie negativ. Aber ich glaube, wir werden deswegen überrascht, weil wir einfach manche Sachen nicht wissen. Wenn wir die wüssten, dann kann man es vielleicht besser steuern und hätten zumindest die negativen Überraschungen nicht. 

 

Dr. Ulrich Volz 

 Ich glaube auch, die digitale Transformation Künstliche Intelligenz wird nicht nur in der Zahnmedizin uns helfen. Mittlerweile werden da Tools entwickelt, die in einer unglaublichen Geschwindigkeit seit 47 Jahren verdoppelt sich jedes Jahr die Datenmengen der Computer. Also jetzt hat unser iPhone ein Terrabyte, das ist unvorstellbar. Das hat der größte IBM Computer vor 20 Jahren nicht gehabt. Lange nicht. Und von daher kommen wir in Dimensionen ran. Das wird gar nicht mehr lange gehen. Und teilweise können wir auch Mineralstoffe ja schon über, wie heißt das Gerät? Das haben wir ja auch. Oligoscan. Oligoscan kann ich quasi über einen Laser, der ins Blut rein leuchtet, kann ich schon die Mineralstoffe messen. Also ich kann das quasi auch unblutig schon Mineralstoff Analysen fahren. In wenigen Jahren werden wir quasi in Echtzeit werden wir unseren Vitamin Mineralstoff Haushalt, werden Blutdruck, all diese Dinge werden wir kennen und dann werden wir und dann werden wir wieder über künstliche Intelligenz, die wird uns am Ende des Tages retten, dass wir schlussendlich dann die Probleme lösen, die wir eigentlich jetzt jetzt haben. Genau die Digitalisierung, die künstliche Intelligenz, die wird uns in Kürze die Probleme lösen und zwar schneller als wir denken, weil es exponentiell geht. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Und da müssen wir hin, was Sie vorher gesagt haben mit dem one size, doesn’t fit all. Das heißt, wir müssen eben mehr unterscheiden, wer braucht was, personalisiert, individualisiert. Und jetzt kommen schon viele von unseren Patienten und haben ein Profil vom Blutzuckerspiegel, die bringen das mit und die sehen, der ist viel zu hoch. Mein Arzt hat es nie gefunden und dann sagt der, das ist mein Blutdruck, was können wir denn da tun? Und dann sind die eben engagiert. Und dann kann ich wirklich sehen, wie reagieren die. Jetzt können wir ein Basisprofil im Darm messen, kostet 40 € und dann sehen wir, ob der eine mikroskopische Entzündung im Darm hat. Man sieht ja, ob die Schleimhautintegrität da ist. Leaky gut ist ein schlechtes Wort. Leaky ist der Darm nicht, aber die Schleimhaut Integrität. Dann können wir gucken, was für Reparatur-Proteine aktiv sind. Und dann sehe ich das die Klienten und die machen das. Kostet 40, 50 €. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Und damit können wir eigentlich die Patienten mit ins Boot nehmen und dann sehen sie, ich habe was, die bringen das mit. Und mit den modernen Daten entdecken die viel besser als der Hausarzt, der eh überlastet ist und zu wenig Zeit hat, wo irgendwas begraben liegt. Und dann kann man aber für jeden Mensch was Individuelles planen. Und dann weiß der, wir helfen ihm, dass er seine Pyramide baut. Es gibt nicht eine Ernährungs-Pyramide für alle, sondern wir helfen ihm, dass er seine baut. 

 

Dr. Henriette Lerner  

Weil umsonst ernährt man richtig, wenn der leaky gut ist, und dann ist selektive Resorption. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Ja, wenn sie ein Leaky Gut haben, dann einfach Supplementieren, damit geht es grad wieder umsonst. Und deshalb kann man das aber besser erfassen, besser messen und dann kann man es besser steuern. Und jetzt kann man sogar die metabolische Landschaft im Blut, aber auch im Darm erkennen. Und jetzt kann man über einen Algorithmus vorhersagen, wenn der Mensch, der in der Familie die Erkrankung Parkinson hat oder MS, wenn das die Mama oder Papa hat und der Mensch so ein Profil hat und jetzt noch gesund ist, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit die Erkrankung kriegen. Und Ziel wäre Pre-emptiing a Disease. Was kann ich tun, dass ich, wenn ich das Risikoprofil erkenne, früh genug abbiege, Pre-Emtiing the Desease, das wäre dann Prophylaxe. Ich habe schon was, aber ich tu was und das spart mir unendlich viel Geld. Und das wäre die frühe Erkennung. Und die liegt dann in der KI drinnen und die liegt einfach sozusagen in der Schnittstelle, was alle Ärzte von ihrer Gruppe lernen sollten, dass man einfach die Daten besser sammelt und dann besser auswertet. 

 

Natascha Brandt 

Das war jetzt extrem viel Informationen. Ist denn das alles so durchführbar für, also wir haben ja Einzelpraxen, wir haben mehr Behandlerpraxen, wir haben größere Praxen. Wie weit könnte jetzt der Zahnarzt der Einzelkämpfer das auch so für sich umsetzen oder ist das eher was, was man im Moment eher so vielleicht in den Mehr- Behandlerpraxen sehen könnte? Oder ist das völlig losgelöst davon eigentlich? 

 

Dr. Ulrich Volz 

Eigentlich würde ich sagen, es ist ja ein Einstieg und wir lernen es ja im Prinzip, was sie die biologische Zahnmedizin nennen. Das heißt, wir gucken uns die Biologie an und ich kann ja ganz schlank anfangen nach dem 80/20 Prinzip. Wenn ich mir nur Vitamin D3 angucke, eine LDL, dann habe ich eigentlich, das ist 80 Prozent der Miete. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Und null Aufwand, 

 

Dr. Ulrich Volz 

 kostet nahezu nichts. Und dann bin ich schon wahnsinnig weit, wenn ich nur diese beiden Parameter, wenn ich dann sage okay, jetzt substituiere ich, dann ist ganz klar, kann ich D3 und K2 nicht trennen. Dann sind das, sagen wir mal, die beiden wichtigsten. Bin ich bereit, ein bisschen mehr zu tun, dann nehme ich noch Omega 3 mit dazu. Der nächste wäre Magnesium, den ich für den ganzen Vitamin D3 Stoffwechsel brauche und der fünfte wäre dann Vitamin C, der auch ja Osteoplasten aktiviert, Osteoplasten hemmt. Ich kann natürlich da auch in 100 Mikronährstoffe reingehen, aber wenn ich nur mit Vitamin D3 und K2 in meine therapeutische Tätigkeit integriere, dann habe ich einfach schon mal dramatische Verbesserungen. Also gutes Beispiel, kennt ihr alle die die Sperichs? Wir haben vor einem halben Jahr angefangen, ein bisschen enger zusammenzuarbeiten und die haben dann das Mikronährstoffkonzept in ihrer Praxis eingeführt. Wenn ihr die mal trefft und fragt, die sind voll entflammt und sagen Unglaublich, hat unsere gesamte Praxis komplett verändert. 

 

Dr. Florian Beuer 

Ich glaube, das ist eigentlich so, also wenn wir es schaffen, dass wir zumindest dem Patienten so weit bei der normalen Aufklärung und jede Behandlung damit reinbringen… Es ist eigentlich vollkommen egal. Ich kann der beste Zahnarzt sein. Also mein Vater, klassischer Dorfzahnarzt, hat eigentlich immer gesagt, du brauchst für alles den richtigen Patienten. Und das stimmt schon. Also die Verantwortung gibt er ja nicht komplett ab, wenn er uns in unserem Mund arbeiten lässt, sondern das kann man komplett beinehmen. Man kann es dann ausbauen, aber das Bewusstsein haben wir ja heute gar nicht. Wir klären eigentlich darüber auf, was lokal alles passieren kann, aber dass er sich schonen soll  vielleicht die Zeit und die Milchprodukte weglassen. Aber dass er einen langfristigen Einfluss auf die Zahngesundheit, auf den Erfolg unseres Tuns hat, das kommunizieren wir so heute noch nicht. Und ich glaube, wenn man das als ersten Schritt machen würde, dann wären wir schon deutlich einen Schritt weiter. Weil das auf der einen Seite natürlich fühlt er sich mit einbezogen, auf der anderen Seite aber trägt er einen Teil der Verantwortung. 

 

Dr. Florian Beuer 

Und das ist, also wenn das schief geht, dann ist es ein geteiltes Schicksal und nicht nur mein Schicksal. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Ich gehe noch einen Schritt weiter. Ich würde sagen, wir machen mit vielen Patienten, die jetzt einen OP Termin haben, im Rücken oder in Gelenke, eine Prä-Reha. Das heißt, die werden vorbereitet, dass sie ihre Muskeln und Faszien in Form bringen. Das wäre das andere Thema, eigentlich eher Bio-Kinematik. Und je besser das Muskelfaszien Korsett in Form ist, umso besser wird das Outcome beim Operateur, denn umso besser startet er nachher. Aber wenn er schon eine Schieflage hat und dann wird er operiert und dann läuft er mit der Schieflage weiter, dann kann das weniger gut gehen. Also eine Prä-Reha. Und hier wäre es doch cool, wenn man sagt okay, wenn jemand einen größeren Eingriff hat, bereitet er sich darauf vor. Er macht sozusagen eine wirkliche, angewandte Prophylaxe, die er mitbringt und dann reduziert er das Risiko, dass was schief geht und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es einfach schneller verheilt. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ich glaube, das ist die Zukunft schon auch größere Zentren wie MVZ oder größere Kliniken, Praxen, wo ich einfach genau die Stressfaktoren delegieren kann, weg delegieren kann mit denen ich nichts mehr zu tun habe. Und es ist schon eigentlich bewundernswert, was der Durchschnittszahnarzt so schafft. Der ist ja ein mittelständischer Unternehmer, hat eigentlich gar nie studiert, gar nie gelernt, muss die Praxis führen, das Marketing machen, alles die Abrechnung und dann noch sich mit der Krankenkasse, der Versicherung rumstreiten, mit den Patienten, die Kommunikation. Und dann steht einer unter sich im OP, wenn er Glück hat, wenn er aber Pech hat, dann kommt alle drei Minuten die Helferin rein mit dem Telefon. Das ist eigentlich bewundere ich die meisten der Kollegen, die so in der kleinen Praxis arbeiten, was ich ja auch hatte. Ich kenne es ja, ist ja nicht so, dass ich es nicht kenne. Und deswegen bin ich mir sicher, geht es und es zeigt ja auch die Entwicklung der ganzen Ketten, Kolosseum, wie sie alle heißen, dass man den Leuten eigentlich so was zur Verfügung stellen will, wo sie dann in diesem Konstrukt sich auf das Wesentliche, auf das Behandeln konzentrieren können. Und das hat ganz sicher eine sehr große Zukunft und allein schon demoskopisch wird sich das in die Richtung entwickeln. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Die haben teilweise, würde ich sagen, haben die gewisse Probleme, die auf sie zukommen. Also auch, sagen wir mal, Kolosseum hat ein Problem, das kennen die wahrscheinlich noch gar nicht, dass sie natürlich diese Profis, die sie übernehmen, die haben ja eine gewisse Zeit und wenn die gehen, dann gehen die Patienten eventuell mit. Das heißt, warum sollten die jetzt weiterhin? Weil die Behandlung ist halt schon sehr Patientengebunden. Und ich denke, gerade über Konzepte wie wir das machen, biologische Zahnheilkunde, schaffe ich eine Bindung zu einem Konzept. Ich würde Zahnärzten heute raten, weg von der personenbezogenen Therapie, wo man sich als Super Hero, weil wenn ich der Super Hero bin im OP, dann komme ich aus dem OP nicht mehr raus. Und irgendwann will ich ja vielleicht ein bisschen weniger im OP sein, will vielleicht mal ganz raus. Dann würde ich eher mich langsam zurücknehmen und schauen, dass die Patienten wegen dem Konzept kommen. Dann können mich meine Zahnärzte auch nicht erpressen. Weil wenn da einer geht, der nimmt keinen einzigen Patienten mit, sondern die kommen ja wegen dem Konzept, dann ist das eigentlich meine Altersvorsorge. 

 

Dr. Florian Beuer 

Also ich glaube, wichtig ist, dass wir selbstbestimmt sind. Das heißt quasi, so wie Sie es beschrieben haben, das ich mir ein paar Kollegen hole und etabliere selber was und habe nicht einen BWLer bei mir sitzen, der mir sagt, was ich zu tun habe. Da bin ich beim alten Karl Marx, wenn ich den Unternehmerlohn und den Arbeiterlohn haben kann und bin mit dem Arbeiterlohn zufrieden bin, dann werde ich immer schlechter gestellt sein. Das finde ich ein gutes Konzept, dass man sagt, es tun sich ein paar Leute zusammen, dass man den Austausch hat, dass ich genieße das wahnsinnig, ein großes Team zu haben, immer junge Leute mich zu haben, immer wieder neue Ideen. Für mich ist das Wichtigste, ich möchte, dass alle meine Leute gut sind. Das heißt, ich habe wirklich so… Also ich bin seit drei, vier Jahren da und jetzt so ein Frontzahnfehler den kannst du auf der Bühne zeigen ohne Probleme. Und ich denke mir ja, damit habe ich einen großen Multiplikator. Also ich mache es immer noch sehr, sehr gerne selber, aber trotzdem nur ich alleine ist eigentlich gar nichts. Die 25 Ärzte, die sind eigentlich der Schatz. Und vor allem die irgendwann, da gingen dann welche und die nehmen das Konzept mit, das sie bei euch gelernt haben. 

 

Dr. Florian Beuer 

Und das ist eigentlich das schöne. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Und also bei mir, wir haben Teamteams mit Sportmedizinerinnen, Darmspezialistinnen, Allgemeinmediziner und das Team macht vieles besser als ich. Das heißt, die halten den Kontakt besser, die sind gründlicher, die sind in der Anamnese besser, die sind im Follow-Up besser und die sind super gut selbstorganisiert, dass ich merke, ich stütze die und wenn es mich braucht, dann bin ich da. Aber so ein Team zwischen Psychologen, Ärzten, unterschiedliche Disziplinen, Heilpraktiker, Physios und hier jetzt natürlich eben gerade in der Schnittstelle nach Kreuzlingen, alle Mitarbeiterinnen vom Uli. Also so macht es richtig Spaß. Und dann wird man auch besser und dann hat man auch weniger persönlichen Druck. Und dann braucht es halt jemanden, der die Verwaltungsebene auch abdeckt. Aber das ist einfacher, wenn man nicht alleine ist, sonst hängt es einem am Hals. Aber so ein Dreamteam, das ist perfekt. 

 

Natascha Brandt 

Ja, prima. Ich würde die Runde ganz gerne beenden. Vielleicht mit einer Frage an jeden einzelnen, was er jetzt aus dieser Runde so mitgenommen hat? Das würde mich interessieren. 

 

Dr. Henriette Lerner  

Muss erst mal Revue passieren. Also ich bin ganz glücklich, dass ich da war heute Nachmittag. Es war mir von vornherein war die Idee ein Privileg. Und ich gehe jetzt nach Hause mit ganz, sehr bereichert von das, was ich gesehen habe, aber was ich gehört habe, ich denke Kompliment an die Organisation, dass es so eine bunte, in einer gewisser Weise Runde und wertvolle Runde zusammengebracht hat, das ist mir eine Ehre. Ja, ich habe sehr viel gelernt und ja, ich gehe gestärkt. Ich war schon immer, also ich war gestimmt auf don’t miss the future, aber meine Future sieht jetzt noch reicher aus und noch besser aus. In ganz anderer Hinsicht als ich dachte. Vielen herzlichen Dank an alle. 

 

Dr. Dirk Duddeck 

Ich gehe nach Hause mit dem Bewusstsein, dass oder denke ich stärkeren Bewusstsein, dass Erfolg in der Medizin und in der Zahnmedizin immer auch eine Teamleistung ist und das Ganze sehr viel mehr ist als ein Vitamin, ein Implantat, eine Prothetik, sondern das Gesamtsystem muss passen vom Team, dass es durchführt und von der Produktauswahl, die dann natürlich auch zum Erfolg führt und dass man das, was man klinisch täglich liefert, auch dann die Patienten am Ende zufrieden und glücklicher macht und ein besseres Leben beschert. Ich denke, das ist unsere aller Verantwortung. Deshalb kommen die ja zu uns nicht nur mehr, weil es weh tut, so wie das früher. Heute haben wir einen anderen Auftrag an Patienten, deren Lebensstandard oder Lebensgefühl zu verbessern. Es ist halt mehr als kauen. Hinter jedem Zahn hängt ein Mensch. Und beim Implantat ist es dann genauso. 

 

Dr. Florian Beuer 

Ja, ich habe die Runde auch extrem genossen, muss ich wirklich so sagen. Es waren super interessante Gespräche. Also mich persönlich hat es extrem bereichert. Also mal den Blick auf Ernährung, Körperbewusstsein. Ich glaube, das ist etwas, an dem wir extrem schrauben können. Das nehme ich auf alle Fälle mit. Das nehme ich auch mit so als, ja ich habe so ein bisschen die Möglichkeit, das zu streuen, dieses Thema und vielleicht auch auf die Agenda zu bringen in ein paar Gremien auf Kongressen und so. Weil wir es zu wenig beachtet haben, glaube ich und weil wir zu sehr die ganze Zeit uns selbst gedreht haben. Und das ist eigentlich, mich ärgert es eigentlich oft auch, dass eigentlich immer die gleichen Veranstaltungen sind eigentlich gut besucht und zwar dort, wo ich den Knochentransfer und den Sinus Lift am Schaf zeige, wo ich ganz genau weiß, 80 Prozent werden es nie machen. Und eigentlich hätten sie einen viel größeren Hebel, wenn sie an diesen Dingen angreifen würden. Und das ist so, ich meine es scheitert daran, dass jemand das Drehmoment bei der Schraube erzeugt. Und aber das ist, wir haben oft die großen Steine nicht richtig gelegt und kümmern uns die kleinen Steine. 

 

Dr. Florian Beuer 

Und das ist eigentlich so der Punkt und deswegen war wahnsinnig super Bereicherung für diese Runde, weil eben ja, weil man eine gute Grundlage durch seine Lebensweise schaffen kann. Und das ist etwas, was in unserer Gesellschaft vorangegangen ist. Ich habe mir die ganze Zeit die Gedanken gemacht, wie man politisch dieses Thema aufgreifen könnte, weil ich meine jetzt haben wir Mediziner als Gesundheitsminister, der Charité nah ist, den ich ab und zu auch persönlich treffe, der aber halt irgendwie mit seiner Angst-Agenda nicht der richtige ist, das nach vorne zu bringen. Aber eigentlich muss das in der Gesundheitspolitik nach vorne gehen. Die Prophylaxe, die Gesundheit, die gesunde Erhaltung, die Lebensqualität für die Menschen. Weil das ist eigentlich so Kein Mensch auf der Welt rennt so oft zum Arzt wie der Deutsche und trotzdem ist die Lebensqualität aber nicht besser. Und das ist eigentlich, da müssen wir eigentlich angreifen. Das war für mich die Erkenntnis dieses Tages. Natürlich auch, dass ich wieder nicht mehr mit Keramikimplantaten beschäftige. Aber das war nur eine Randnotiz. Das andere war echt, das nehme ich als großen Schatz mit aus dieser Runde. Vielen Dank. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ja, ich fand es auch eine irrsinnig spannende Runde und die Gruppe hat ja so ein bisschen die Teilnehmer zusammengestellt. Und jetzt hat sich herausgestellt, wie toll es harmoniert hat und wie wichtig das war. Ich meine, wir sind, sagen wir mal so, die drei Chirurgen und Zahnmediziner. Aber wie wichtig dein Beitrag war, weil wir da einfach dann in Immunologie kommen, wie wichtig dein Beitrag war, weil wir einfach die Medizin mit integrieren müssen. Und ich meine, es war jetzt ja eine geplante Aktion im Rahmen dieser Zukunftswerkstatt. Aber für mich war es jetzt auch eine wahnsinnig tolle Gelegenheit, euch auch näher kennenzulernen, auch zu sehen, dass wir eigentlich -also es sollte eigentlich viel kontroverser werden dieser Tag heute. Aber das fand ich total toll, dass wir eigentlich alle auf einer Linie sind. Und ich sage immer, wenn man sich in die Nähe der Wahrheit bewegt, dann gibt es eigentlich immer weniger Dissens eigentlich, logischerweise. Und ich hatte jetzt so das Gefühl, dass das vielleicht auch in anderen größerer Runde für die Zukunft mal irgendwo wieder eine tolle Runde wäre, weil ich habe wahnsinnig viel dazugelernt und ich glaube, das habe ich jetzt auch von euch gehört, dass jeder was mitgenommen hat. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Und ich glaube, dass das tatsächlich diese interdisziplinäre Zusammensetzung, das kann sicherlich auch was für Teamwork Media sein, dass man vielleicht einfach dort auch den Impuls setzt, dass man einfach ein bisschen mehr die Medizin, die Zahnmedizin braucht mehr Medizin bin ich der Meinung. Und von daher fand ich das heute toll, weil wir uns ja fast, wenn wir jetzt mal schauen, über was haben wir uns unterhalten? Dann haben wir uns sicherlich nur die Hälfte über Zahnmedizin Implantate unterhalten und die andere Hälfte über Prophylaxe, über medizinische Implikationen. Und ich denke, das ist aber auch sehr, sehr wichtig, dass wir auf dem Gebiet weiterkommen. Und ich denke, das ist auch toll, dass sich da neue Kontakte ergeben haben. Da stehst du sicherlich auch mal zu einer Vorlesung zur Verfügung, wenn das mal gewünscht ist oder wie auch immer. Und von daher bin ich gespannt, was sich aus der Runde ergibt für die Zukunft. Vielen Dank Allen. 

 

Dr. Henriette Lerner  

Sicherlich einiges. 

 

Dr. Kurt Mosetter 

Ja, ich finde es persönlich sehr bereichernd, inhaltlich sehr bereichernd, es ist transdisziplinär, also wirklich so transprofessionell und also ein tolles Thema, tolle Zusammensetzung, also sowohl von euch, die Zukunftswerkstatt, von der Coco, von dir, von euch allen, also sehr bereichernd. Und da lernt man richtig viel dazu. Und da freue ich mich dann auf den nächsten Schritt, wo man dann tatsächlich so was dann wirklich ein Stück weit noch in die Realität übersetzt. Und dann können wir viele Menschen anstecken und das gemeinsame Bedürfnis haben wir gemerkt. Was können wir tun, dass es den Leuten besser geht? Also das Ehrliche, das Authentische und das kann keiner allein, also Miteinander. Deshalb war es sehr bereichernd. Vielen Dank. Und auch allen in der Gesellschaft, vielen Dank. Hat richtig Freude gemacht. 

 

Outro 

Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS Swiss Dental Solutions in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt. Nachfolgend präsentierten wir daraus vier Audio Blöcke als Zusammenschnitte im Podcast Format und wir hoffen, ihr hattet so viel Freude daran, wie wir es hatten und freuen uns jetzt schon darauf, euch zukünftig spannende Podcast Inhalte präsentieren zu können. 

Kategorien
Dr. Karl Ulrich Volz SDS PODCAST

Staffel 2 Episode 3 – Expertengesprächsrunde zum Thema Keramik-Implantologie Teil 3

Hier der dritte Ausschnitt aus der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der mgo Fachverlage in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen der Zahnmedizin diskutiert werden. Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS SWISS DENTAL SOLUTIONS, in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt. Nachfolgend präsentieren wir daraus vier Audioblöcke als Zusammenschnitt im Podcast-Format.

Der dritte Teil beschäftigt sich mit dem digitalen Workflow in Hinblick auf Keramik-Implantate und der Frage, ob das Keramik-Implantat einen Einfluss auf diesen hat.

Dr. Volz berichtet über die Vorteile des digitalen Teilens von Implantationen auch für unerfahrenere Zahnärzte und Dr. Beuer weist darauf hin das der digitale Workflow schon lange vorhanden ist, Ziel aber jetzt die personalisierte, individualisierte Zahnmedizin, abgestimmt auf jeden Patienten ist. Diese Chance bietet die Digitalisierung und KI, hierbei wird der Fokus auf Vorteile der KI in der Zahnmedizin gelegt.

Die Zukunftswerkstatt wurde moderiert von Natascha Brand.

Unsere heutigen Gäste

Prof. Dr. Florian Beuer

Direktor der Zahnärztlichen Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité – Universitätsmedizin in Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.

Henriette Lerner

Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL Dentclinic and Academy in Baden-Baden, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie und Past-Präsidentin der Digital Dentistry Society International.

Dr. Dirk Duddeck

Biologe, Zahnmediziner und Gründer und Leiter der CleanImplant Foundation, einer non-profit Organisation mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von Implantaten verabschiedet und der „Trusted Quality Mark“, eine internationale Auszeichnung für saubere Implantate, entwickelt hat.

Dr. Kurt Mosetter

Arzt und Heilpraktiker, Begründer der Myoreflex-Therapie, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und Regulationsmedizin sowie Teambetreuer im Profisport. 

Dr. Ulrich Volz

Gründer, Inhaber und Leiter der SWISS BIOHEALTH CLINIC in Kreuzlingen und SDS Swiss Dental Solutions AG, sowie Präsident der International Society of Metal-Free Implantology.

Intro

Herzlich willkommen zur zehnten Folge des SDS Podcasts.Heute zeigen wir euch den dritten Teil der Episoden Serie, welche sich mit den aktuellen Stand der Wissenschaft sowie der Zukunft dentaler Implantate und Implantologie beschäftigt. Diesmal geht es um den digitalen Workflow im Hinblick auf Keramik-Implantate. Und hierzu werden Vorteile der Digitalisierung besprochen und ein Fokus auf Entwicklungen und Vorteile von KIs in der Zahnmedizin gelegt. Die Teilnehmer unseres Podcasts sind auch dieses Mal Professor Dr. Florian Beuer, Direktor Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Universitänsmedizin Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.  Dr. Henriette Lerner, Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL- Dentclinic & Academy in Baden-Baden,  Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für orale Implantologie und  Passpräsidentin der Digital Dentestry Society International. Dr. Dirk Duddeck, Biologe, Zahnmediziner und Gründer der Clean Implant Foundation, einer Non-Profit-Organisation, mit der er eine    Leitlinie zur Reinheit von Implantaten verabschiedet und die Trusted Quality Mark, eine internationale Auszeichnung für saubere Implantate, entwickelt hat.   Dr. Kurt Mosetter, Arzt und Heilpraktiker,  Begründer der Myoreflex Therapie, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und  Regulationsmedizin sowie Teambetreuer im Profisport. Und Dr. Ulrich Volz, Zahnarzt, Gründer, Inhaber und Leiter der Swiss Biohealth Clinic  Kreuzlingen und der SDS Swiss Dental Solutions AG sowie Präsident der International Society of Metal Free Implantology.  Zu Anfang hören wir wieder unsere Moderatorin Natascha Brandt.  Viel Spaß!  

 

[00:01:53.140] – Natascha Brandt

Okay, gut, dann machen wir weiter. Der dritte Teil, da geht es um den digitalen Workflow. Deshalb habe ich mir das mal ein bisschen aufgespart.

 

[00:02:07.660] – Natascha Brandt

Digitaler Workflow, natürlich im Hinblick auf Keramik-Implantate. Da interessiert mich natürlich als erstes, hat das Keramik-Implantat einen Einfluss auf den digitalen Workflow?

 

[00:02:18.830] – Dr. Henriette Lerner

Ich denke, dass Zahnmedizin – widersprechen Sie mir, wenn es nicht okay ist – Zahnmedizin sollte nur digital belehrt werden. Ich denke, die heutige Zahnmedizin oder digitale Zahnmedizin ist nicht die Zahnmedizin von morgen, das ist die Zahnmedizin, die die junge Generation jetzt lernen müssen. Und so wie du das machst oder Sie. Und alle denke ich heute, die up to date sind, einfach mit digitaler Planung und so weiter. Aber das bedeutet, dass auch das Keramikimplantat in diesem digitalen Workflow mit einbezogen und eingebaut werden muss. Und die Tatsache ist, dass bis vor kurzem, jetzt vielleicht bin ich nicht ganz up to date, aber die meisten Keramikimplantat Systeme, hatten sie keinen digitalen Tray, digitalen Workflow, digitale Schritte. Und deshalb hat man dann das Keramikimplantat mit dem anderen System genommen und so weiter. Es hat good and bad. 

 

[00:03:22.930] – Dr. Ulrich Volz

Also ich denke, das spielt immer eine größere Rolle. Sie haben die Demoskopie angesprochen vorher schon. Und ich denke, das ist sehr wichtig, die im Auge zu haben. Das ist ja ein bisschen ein Hobby von mir. Ich bin ja noch einen letzten Babyboomer. Wir haben noch am Mofa umgeschraubt und das machen die Jugendlichen heute nicht mehr. 

 

[00:03:41.450] – Natascha Brandt

Die sind… Die kann man doch gar nicht mehr.  An den Mofas lässt sich nichts mehr schrauben. 

 

[00:03:42.720] – Dr. Ulrich Volz

Die sind zu kompliziert.

 

[00:03:44.230] – Dr. Ulrich Volz

Ja, aber auch eBike, die haben eine andere User Experience und die Zukunft wird gemessen an dem hier. Selbsterklärend, einfach, smooth, ohne Ecken, ohne Kanten. Ich meine, Steve Jobs hätte auch das nicht erlaubt, dass die Kamera da rausguckt. Und die Generationen, die jetzt kommen X, Millenials, Z, das sind ganz andere Generationen, die ganz anders denken, ganz anders arbeiten. Das haben sie schon erwähnt. Das sehen wir in unseren Kindern, die sich ganz anders ernähren beispielsweise als wir in unserer Jugend. Und in der Zukunft werden wir viel mehr Frauen haben. Und die Frauen haben biologisch nun mal die Situation, dass sie zum Großteil auch Kinder aufziehen müssen. Das heißt, die werden mehr in größeren Zentren arbeiten wie in MVZ’s und in größeren Praxen. Die werden mehr Teilzeit arbeiten und dadurch sind die darauf angewiesen. Nicht jeder ist so ein Vollprofi, wie Sie es jetzt sind und tausenden von Implantaten setzt, sondern es werden mehr Frauen sein, die nicht so viele Stückzahlen machen. Und die brauchen eine extrem hohe Planbarkeit und Sicherheit in der Ausführung. Deswegen aus dem Grund schon ist rein Generationen abhängig, ist die Digitalisierung, das A und O, wenn man sich für die Zukunft richtig aufstellt. 

 

[00:05:04.830] – Dr. Henriette Lerner

Aber lässt es sich nicht dann auch, also mir geht es so, ich bin eine alte Frau, aber lässt mich immer besser schlafen, die Digitalisierung. Für mich, mit der Digitalisierung, hat ein neues professionelles Leben angefangen und da habe ich richtig Spaß daran gehabt, wo wir da gesprochen haben über Amalgam und Fädenlegen und sowas. Also wenn das noch weggekommen ist, wäre es noch super. Aber ich meine, das ist ein richtiger Schwung. 

 

 

[00:05:38.120] – Dr. Henriette Lerner

Für uns alle, auch für die Alten, wollte ich sagen, nicht nur für die Jungen. Und wir müssen tatsächlich, da gebe ich Ihnen recht, einfach ein predictable, biologisiertes, comprehensive Dentistry anbieten. Parameter, neue Parameter setzen und daran arbeiten wir in der Werkstatt. Hier jetzt auch more less.  Einfach vorzubereiten,   einfach ihre Parameter für die neue Zahnmedizin, die ganz anders ist. 

 

[00:06:01.040] – Dr. Ulrich Volz

Ja, und ich denke, ich bekomme auch eine Sicherheit, weil zum Beispiel die ganzen Planungen für unsere Kunden, die machen, das sind zehn Zahnärzte hier in der Klinik und die Planungen, die machen wir in SWAP und die Patienten geben es nachher frei. Das heißt, jetzt kann ein Zahnarzt, der nicht viel Erfahrung hat, der kann auf  unsere Erfahrungen zurückgreifen von Jahrzehnten und von tausenden von Implantaten, weil wir das Implantat so reinstellen, wie wir denken, dass es die beste Position ist für den Knochen in Relation zur geplanten Krone.  

 

[00:06:28.620] – Dr. Henriette Lerner

Ich sage dir noch was. Und zwar es gibt as we speak, es ist ein Software in Planung, der plant auf Knopfdruck. Das bedeutet, ich sage, ich möchte fünf oder acht Implantate im Oberkiefer, der positioniert das und das auf Knopfdruck. Künstliche Intelligenz 

 

[00:06:49.030] – Dr. Florian Beurer

Das gibt es halt schon. Du schickst die Daten her, nach zehn Minuten hast du über KI geplant und ich glaube, das muss der Anspruch der Digitalisierung sein. 

 

[00:06:56.330] – Dr. Ulrich Volz

Genau.

 

[00:06:57.320] – Dr. Florian Beurer

Also alles, was an Wissen da ist, es ist super, wenn Sie zehn Zahnärzte haben, eine teure Zahnarztstube sitzt da und plant das Implantat rein. Das ist natürlich ein super Service für Ihre Kunden. Genau, es muss wirklich so gehen. Also im Prinzip muss die KI Software gleich lernen, wenn Sie die Implantate setzen, okay, da müssen die sein. Und das ist quasi ein lernendes System ist. Und wir haben vorher schon darüber diskutiert, Intra-Oralscanner und wir haben ganz, ganz viele Parameter, die wir heute noch nicht wissen. Also ganz einfache Geschichte, wenn wir über Corona sprechen, dann kriegt die Oma mit 50 Kilo und der Body Builder mit 150 Kilo die gleiche Krone. Es wird gleich viel vom Zahn abgeschliffen. Das ist doch total unsinnig. Also es ist, als würden sie ja die gleiche Kleidung tragen. Macht doch kein Mensch. Also diese ganze personalisierte Medizin, also als ich studiert habe, war eine Krebstherapie nur was sehr standardisiertes, macht heute kein Mensch mehr. Eine Krebstherapie ist heute total personalisierte Medizin. Und das ist glaube ich auch das Ziel der Zahnmedizin, dass man eine personalisierte Zahnmedizin hat. Und so lange wir das, natürlich ist es schön, bei uns auch: 100% der Implantate werden guided gesetzt, weil ich habe viele junge Kolleginnen und Kollegen, die damit eine hohe Sicherheit haben. 

 

[00:08:08.060] – Dr. Florian Beurer

Aber oder auch der digitale Workflow,  mich langweilt der digitale Workflow in der Prothetik, muss ich ganz ehrlich sagen, der ist seit vielen Jahren da, der funktioniert. Da möchte ich nicht mehr drüber reden. Das ist einfach da. Nur es ist eigentlich immer noch so, ich mache eine Präparation mit einem Cerec, das hat sich zum sehr guten System entwickelt, aber ich kann immer noch zu wenig wegschleifen, ich kann das falsche Material raussuchen. Also im Prinzip substanziell hat sich nichts geändert. Also das Schleifeergebnis ist präziser und ich brauche keinen Puder mehr, aber ich kann immer noch einen Kardinalfehler machen, ich kann immer noch planlos einen Kardinalfehler mache. Und damit würde ich sagen, mein Lieblingsbeispiel ist, wenn man eine Analogie ziehen möchte, dann ist es so, dass wenn Sie einen Bluthochdruck einstellen wollen, dann war es früher so, dass die Oma zum Hausarzt gegangen ist, dann hat der aufgepumpt, dann mit dem Stethoskop gehört und hat einen Wert niedergeschrieben. Jetzt geht sie und es ist ein digitales Gerät, und es wird auch ein Wert niedergeschrieben. 

 

[00:09:03.030] – Dr. Florian Beurer

Und es hat sich eigentlich nichts geändert.  Es wird ein Wert zu einem x-beliebten Zeitpunkt niedergeschrieben. Und im Prinzip kann ich so eine Uhr tragen und habe 24/7 eigentlich meine Blutdruckdaten und mache daraus eine Therapie Entscheidung. Und ich glaube, dahin muss die Zahnmedizin gehen. 

 

[00:09:11.480] – Dr. Ulrich Volz

Ja klar, und dann vielleicht auch, wann die Medizin eingenommen werden muss, zu welchem Zeitpunkt des Tages. 

 

[00:09:18.060] – Dr. Florian Beurer

Wann ich eine Therapie einleite. Mit der Zeit, wann ersetze ich eine Restauration. Das sind alles Sachen, die wir heute nicht wissen, aber wo wir eigentlich die Chance haben, und das ist die Chance der Digitalisierung, dass ich Daten habe und eben nicht nur die analoge Welt versuche eins zu eins abzubilden, sondern dass ich einen Mehrwert damit kreiere. Und das ist, glaube ich, die Chance über KI. Als wir hier hergekommen sind, einer meiner Kollegen, extrem clever, der hat eine KI Software zur Befundung von Röntgenbildern, die hat er verkauft und allein, der hat sehr viel Geld verdient damit. Also bin ich echt stolz, dass ich den kenne. Der am meisten zitierte Autor in der ZMK in Deutschland, unter den Top 5 weltweit, der ist noch keine 40. Und der sehr, sehr schnell erkannt hat, ja, diese Chance, also was da an Daten rumliegt in so einer Uniklinik digitalisiert, da kann ich was damit anfangen. Und ich glaube, das ist eigentlich das, wo sich das hin entwickeln muss.  Also jeder von uns weiß, wie nervig es ist, Röntgenbilder zu befunden, wenn es ein Knopfdruck ist und ich brauche nur noch drüberschauen, ob das jetzt stimmt, dann habe ich einen echten Mehrwert. 

 

[00:10:23.410] – Natascha Brandt

Mich würde noch mal interessieren, gerade über die KI, über die wir jetzt gerade gesprochen haben. Das, was Sie erwähnt haben, Herr Professor Beuer, ist ja das Wünschenswerte, das Maximum. Das hat ja auch der Professor Schwendicke zum Beispiel auch bestätigt, dass das sicherlich noch relativ lange dauern wird, bis die KI sich da wirklich durchsetzt. Was ist denn, sage ich mal, kurzfristig oder in den nächsten Jahren zu erwarten? Was wird sich denn tatsächlich verbessern? Wo werden wir jetzt rasch Einschnitte oder Verbesserungen erleben durch die KI? 

 

[00:11:01.740] – Dr. Florian Beurer

Also ich denke mal durch das, dass jetzt der größte Dentalhersteller, den es gibt, eigentlich diese KI-Bude gekauft hat, geht das jetzt in die Breite. Und das ist eigentlich so die große Chance, dass bestimmte Dinge, die wir mehr oder weniger gut sehen, dass die einfach in so einem dreidimensionalen Datensatz drin sind, dass die KI zumindest sagt, ich schaue auch da mal genauer. Und dass wir in der Diagnostik deutlich fitter werden. Und er hat so ein bisschen die Analogie dann auch gezogen, dass er gesagt hat, ja, wer von den heutigen Fahrern  kann noch mit einer Karte umgehen, Karte und Kompass, die allerwenigsten. Das heißt also quasi, es wird sicher auch die diagnostische Kompetenz der Kolleginnen und Kollegen wird weniger werden, wenn man da, wenn wir da noch unterstützt werden. Trotzdem, glaube ich, wird die Therapiesicherheit und Diagnostiksicherheit höher werden. Und ich denke, das ist eigentlich so, das ist der nächste Schritt, der ist auch realistisch bis 2025, dass, ich weiß nicht wie stark das Patent geschützt ist, aber dass so Dinge einfach, also dass ich wegkomme, dass ein intraoral scan einfach nicht nur eine Abdruckmaschine ist, sondern dass die ein wichtiges Tool in der Diagnostik wird oder in der Unterstützung der Diagnostik. 

 

Outro

Dies war der dritte Teil der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der MGO Fachverlage, in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen in der Zahnmedizin diskutiert werden. Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS Swiss Dental Solutions in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt. Nachfolgend präsentierten wir daraus vier Audio Blöcke als Zusammenschnitte im Podcast Format. Nächsten Monat präsentieren wir euch hiervon den letzten Ausschnitt der Zukunftswerkstatt, in dem es um ganzheitliche Medizin und Ernährung in Bezug auf die Gesundheit gehen wird. Bis dann. 

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Dr. Karl Ulrich Volz SDS PODCAST

Staffel 2 Episode 2 – Expertengesprächsrunde zum Thema Keramik-Implantologie Teil 2

Hier der zweite Ausschnitt aus der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der mgo Fachverlage in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen der Zahnmedizin diskutiert werden. Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS SWISS DENTAL SOLUTIONS, in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt. Nachfolgend präsentieren wir daraus vier Audioblöcke als Zusammenschnitt im Podcast-Format.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Frage des Vergleichs der Sofortimplantation und Sofortbelastung von Titan- und Keramikimplantaten. Hier wird auf die bestehende Datenlage sowie eigene Erfahrungen eingegangen. Dr. Ulrich Volz spricht über interne Beobachtungen von über 122.000 Implantaten und berichtet über eine höhere Erfolgsquote der Sofortimplantationen.

Desweiteren wird auf die Aufklärung der Patient*innen hinsichtlich der Einsetzung von Titan- oder Keramikimplantaten eingegangen und auf bestehenden Leitlinien. Dabei geht es nicht nur um die aktuelle Datenlage, sondern auch um mögliche Risiken.

Auch Periimplantitis wird angesprochen und es wird diskutiert, welche Rolle das Material dabei spielt, sowie eine Verunreinigung der verschiedenen Materialarten.

Die Zukunftswerkstatt wurde moderiert von Natascha Brand.

Unsere heutigen Gäste

Prof. Dr. Florian Beuer

Direktor der Zahnärztlichen Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité – Universitätsmedizin in Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.

Henriette Lerner

Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL Dentclinic and Academy in Baden-Baden, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie und Past-Präsidentin der Digital Dentistry Society International.

Dr. Dirk Duddeck

Biologe, Zahnmediziner und Gründer und Leiter der CleanImplant Foundation, einer non-profit Organisation mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von Implantaten verabschiedet und der „Trusted Quality Mark“, eine internationale Auszeichnung für saubere Implantate, entwickelt hat.

Dr. Kurt Mosetter

Arzt und Heilpraktiker, Begründer der Myoreflex-Therapie, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und Regulationsmedizin sowie Teambetreuer im Profisport. 

Dr. Ulrich Volz

Gründer, Inhaber und Leiter der SWISS BIOHEALTH CLINIC in Kreuzlingen und SDS Swiss Dental Solutions AG, sowie Präsident der International Society of Metal-Free Implantology.

Intro 

Herzlich willkommen zur neunten Folge des SDS Podcasts.  Heute zeigen wir euch den zweiten Teil der  Episoden Serie, welche sich mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft sowie der  Zukunft Dentaler Implantate und Implantologie beschäftigt.  In diesem Teil geht es um die Frage des Vergleichs Sofortmplantation und  Sofortbelastung von Titan und Keramik Implantaten.  Und des Weiteren sprechen unsere Teilnehmer über Periimplantitis und  welche Rolle Material und Verunreinigung der Materialarten spielt.  Wie auch im letzten Podcast sprachen Professor Dr.  Florian Beuer, Direktor zahnärztliche  Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin am Zentrum für Zahn-, Mund- und  Kieferheilkunde der Charité Universitätsmedizin Berlin  und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.  Dr. Henriette Lerner,  Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL- Dentclinic & Academy in Baden-Baden,  Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie und  Passpräsidentin der Digital Dentestry Society International.  Dr.Dirk Duddeck, Biologe, Zahnmediziner und Gründer der Clean Implant Foundation,  einer Non-Profit Organisation, mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von  Implantaten verabschiedet und die Trusted Quality Mark, eine internationale  Auszeichnung für saubere Implantate, entwickelt hat.  Dr. Kurth Mosetter, Arzt und Heilpraktiker,  Begründer der Myoreflex-Therapie, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und  Regulationsmedizin, sowie Teambetreuer im Profisport.  Und Dr.Ulrich Volz, Zahnarzt, Gründer, Inhaber und Leiter der  Swiss Biohealth Klinik Kreuzlingen und der SDS, Swiss Dental Solutions AG sowie  Präsident der International Society of Metall Free Implantology.  Zu Anfang hören Sie unsere Moderatorin der Zukunftswerkstatt Natascha Brandt.  Viel Spaß!    

 

 

Natascha Brandt 

Ich würde ganz gerne noch mal auf die  Konzepte, also Sofortmplantation und Sofortbelastung kommen.  Das haben wir bisher noch nicht angesprochen.  Wie schaut es denn da aus?  Im Vergleich Titanimplantate zu Keramikimplantaten. 

 

Dr. Henriette Lerner 

Also Sofortimplantation, Sofortversorgung  hat eine Erfolgsrate von 97, 98 %, wenn man es richtig macht.  Wir haben genug  Studien von Carl Misch bis Deborah Schwarz bis Piattelli, was die  Keramikimplantate, aber jetzt korrigieren Sie mich, also ich kenne Ihre Datenlage,  die Einzelzahnimplantate Sofortversorgung, praktizieren Sie die? Machen  Sie die auch? Oder ist es full arch das, was meistens. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Sowohl als auch. Ich persönlich implantiere 95% Sofortimplantate aus zwei Gründen, weil ich habe eine viel höhere mechanische Sicherheit, weil ich  habe ein längeres und dickeres Implantat auf lange Sicht.  Ich lasse nicht die Atrophie zu und in  meiner Studie haben wir gesehen, es waren 112 Sofortimplantate, also schon eine gute  Datenmenge, dass wir hatten den gleichen Knochenabbau, den wir immer haben,  ungefähr 0,6 Millimeter, auch bei der Spätimplantation,  habe ich den bei der Spätimplantation, bei der Sofortimplantation, habe ich de facto  netto keinen Knochenabbau bei der Sofortimplantation.  Ich erhalte die Strukturen und das zweite ist einfach auch wenn wir uns die Qualität  anschauen des Knochens, dann wird er nach sechs Monaten ja schon wieder  demineralisiert und hat immer höhere Fettanteile, weil einfach nicht der  Stoffwechsel aktiviert wird durch die Belastung.  Und tatsächlich in unseren internen Beobachtungen, da haben wir ja  Datenmengen, wie gesagt, über 122.000 Implantate, haben wir eine höhere  Erfolgsquote bei Sofortimplantaten als bei Spätimplantationen.  Ich führ’s darauf zurück, weil wir einfach  in einen größer volumigen Knochen implantieren und in einen Knochen, der vom  Stoffwechsel her, der ja nach der Extraktion ist, der ja im  Knochenbildungsmodus, der will Knochen bilden.  Und wenn ich dort das Implantat dazusetze, dann habe ich eine höhere  Chance, wie wenn, sagen wir mal, der Knochenmetabolismus schon komplett  runtergefahren ist nach einem halben Jahr oder einem Jahr.   

 

Dr. Ulrich Volz 

Und insofern ich bin ein absoluter Fan der  Sofortimplantation aus biologischen Gründen.  Ich bin es natürlich auch, weil ich  Praktiker bin und ja auch als Zahnarzt wirtschaftlich denken musste, die  Patienten wollen sofort Implantation und Sofortversorgung. Punkt. 

 

Natascha Brandt 

Ich würde ganz gerne mal ein bisschen beim  Material bleiben und auch jetzt zur Forensik mal kommen.  Und zwar würde mich interessieren, wie  muss denn der Patient hinsichtlich der Materialwahl überhaupt aufgeklärt werden,  also Titan, Keramik, Risiken und Nebenwirkungen.  Was sagen denn da die Leitlinien oder wie muss er aufgeklärt werden? 

 

Dr. Florian Beuer 

Es gibt eine neue Leitlinie  was an Tests gemacht werden kann oder nicht gemacht  werden kann oder was sinnvoll ist bei Patienten, die Material sensibel sind.  Und da ist es leider so, dass wir heute  keinen validierten wissenschaftlichen Test haben, wo man sagen könnte Okay, ich  schicke da einfach alle Patienten durch und dann kriege ich raus, ob der  jetzt eher ein Keramikimplantat oder eher ein Titanimplantat verträgt.  Also Keramikimplantate werden immer vertragen, also davon gehen wir mal aus,  dass die Sensibilisierung auf Titan höher ist.  Aber wir haben keinen wissenschaftlichen Test, um das zu beweisen.  Also es steht sogar in der Leitlinie ganz  explizit drin, es soll kein Prick Test vorher gemacht werden.  Ich glaube, da sind wir uns einig, dass also diese profetische Testung eher zu  einer Sensibilisierung des Patienten führt als zu irgendwelchen Erkenntnissen.  Der LTT Test, der zwar irgendwas aussagt,  aber halt nicht wirklich eine klinische Korrelation oder die klinische Korrelation  nicht nachgewiesen hat, ist da auch schwierig. 

 

Dr. Florian Beuer 

Ich würde es eigentlich eher so sehen,  wenn der Patient mit dem Wunsch als Keramikimplantat kommt  und ich überrede ihn jetzt, dass er sich ein Titanimplantat machen lässt. 

 

Dr. Florian Beuer 

Dann  habe ich, und wenn es nur unterbewusst ist, auf alle Fälle das in eine Richtung  beeinflusst, die ihn wahrscheinlich nicht glücklich macht.  Das heißt, bei Patienten, die von sich denken, ob das  jetzt wissenschaftlich nachgewiesen ist oder nicht, ist eigentlich fast egal.  Die von sich denken, sie seien Material sensibel,  für die ist das ein Riesenthema und die  jetzt in ein konventionelles Korsett zu drücken, glaube ich, wäre vor allem von  der Patientenpsychologie das Schlechteste, was man machen könnte. 

 

Dr. Florian Beuer 

Ich würde aber aus heutiger Sicht auf alle Fälle sagen, man klärt über die  wissenschaftliche Datenlage auf, man klärt über die Risiken auf.  

 

Dr. Henriette Lerner 

Ich gehe genauso vor.  Also ich kläre den Patienten über alle Möglichkeiten auf  Priorität hat der Patient, der tatsächlich Keramik gewünscht.  Und ansonsten basiert auf der Datenlage,  basiert auf meiner Erfahrung, werde ich dann aufklären.  Und ja, so entscheidet der Patient. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ja, ich glaube, ganz wichtig ist ja  schlussendlich  für den Durchschnitts Zahnarzt draußen  der hat es ja, sagen wir mal am schwersten  eigentlich, weil der muss sich ja auf Dinge verlassen.  Und da denke ich, ist es sehr wichtig,  dass wir Richtlinien erstellen durch entsprechende Organisationen.  Das ist unendlich wertvoll.  Und ich denke, jetzt haben wir mit der S3 Richtlinie eine Richtlinie, die eine volle  Empfehlung für einteilige Implantate ausspricht. 

 

Natascha Brandt 

Periimplantitis ist jetzt ein gutes  Stichwort, wo ich überleiten möchte, und zwar zur Periimplantitis Ätiologie.  Gibt es einen Unterschied in der Ätiologie von Keramik zu Titan?  Also welche Rolle spielt das Material dabei?  

 

Dr. Florian Beuer 

Also es gibt so zwei Periimplantitis Theorien,  wo ich sagen würde, eine ist so, wie es in den Leitlinien steht und die akzeptiert ist  und die andere ist Thomas Albrechtsons Theorie, die eigentlich, also der ist mir  zu ernst zu nehmen, als dass ich diese Theorie komplett wegwischen würde.  Also die erste ist diese Biofilm  assoziierte, das heißt quasi zuerst kommt der Biofilm und der Biofilm ist  verantwortlich für alles, also quasi ähnlich wie in der Erfahrung.  Und der Thomas Albrechtson sagt aber nein,  die Periimplantitis ist eine Fremdkörperreaktion des Körpers.  Und zwar er hält eine Balance zwischen  seinem Immunsystem und der Fremdkörperreaktion.  Und wenn eben, also eine Periimplantitis  ist eigentlich nichts pathologisches, sondern einfach, der Körper will diesen  Fremdkörper loswerden. Und dass quasi der Biofilm als zweites kommt.  Und diese erste Biofilm assoziierte,  sagt okay Biofilm ist da, es gibt eine  Entzündung, die Entzündung führt dazu, dass der PH runtergeht.  Und da ist schon ein Unterschied zwischen  Keramik und Titan, weil wenn der PH-Wert unter fünf geht, dann geht Titan in  Lösung, dann korreliert Titan und Keramik korreliert halt nicht.  Also wir hatten am Anfang auch Thomas Albrechtson und seine Gruppe,  Henrik T. Heiden ist ja im Prinzip auch ein Anhänger dieser Theorie.Ich 

 

Dr. Florian Beuer 

Ich  würde sagen, ja, heute ist die Wissenschaft eher  Biofilm assoziiert und kämpft eigentlich nur gegen den Biofilm.  Ich glaube, dass Periimplantitis viel, viel mehr ist.  Wir haben es einfach noch nicht verstanden.  Und ja, ist ein Unterschied, würde ich auf alle Fälle sagen.  Chemisch stabiler in einem entzündeten  Gewebe ist sicher Keramik im Vergleich zu Titan.  Das ist unumstritten. 

 

Dr. Henriette Lerner 

Also zu Keramikimplantaten, das werden Sie eigentlich bestätigen oder nicht  ich denke Periimplantitis gibt es bei  Keramik auch weniger.  Was sagen Ihre Daten?  Was sagt Ihre Datenlage? Also bzw.  die allgemeine Literatur sagt das Gleiche.  Und das ist einmal auf dem Plaque, auf der abweisende Plaque.  Also Keramik ist abweisender für Plaque .  Das ist auch wissenschaftlich nachgewiesen.  Und die Affinität der Schleimhaut zu Keramik.  Was bei Titan weniger ist, also die Affinität ist zu Zirkon viel höher als zu Titan, und wir  wissen jetzt mittlerweile, was für eine Rolle Volumen und die Qualität  des Weichgewebes in der Erhaltung des Knochens spielt.  Dementsprechend ist es einfach viel geschützter. Was sagen Sie dazu? 

 

Dr. Ulrich Volz 

Also ich denke, eine Sache, die sehr, sehr wichtig ist, ist, dass wir mit Zirkonoxid  wahrscheinlich das einzige Material haben, das wir zumindest kennen, das sich mit der  Gingiva wirklich fest verbindet, einen Verbund eingeht.  Es hat schon Rudel gezeigt mit den  25-Jährigen Histologien, die mir vorliegen, hat Oliva gezeigt, hat Nevins gezeigt  2011, hat aber auch Professor Kniha gezeigt mit Straumann-Implantaten.  Da entsteht tatsächlich eine Verbindung.  Wir kennen es natürlich seit DCS, eigentlich seit den Keramikkronen, haben  wir gesagt: Wow, toll, wie die Gingiva da aussieht.  Die Reaktion ist definitiv eine andere,  das ist mal mit Sicherheit ein wichtiger Faktor.  Ich bezeichne das, weil ich ja auch stark aus der Biologie und Immunologie komme,  als die immunologische Türe, denn wir müssen ja sehen, die Gingiva ist das  äußere Keimblatt und hat ja ganz spezielle Abwehr-Kaskaden und Mechanismen eingebaut,  um diesem brutalen Potenzial an Keimen, das wir in der Mundhöhle haben, wir wissen ja,  wir dürfen tausend Mal auf der Körperoberfläche außen einstechen mit  derselben Nadel und dann in den Mund gehen, passiert gar nichts.  Ich darf aber niemals auf die Idee kommen,  im Mund eine Injektion zu machen und auf der Körperoberfläche einzustechen.  Das ist ein Fehler und führt zu einer gewaltigen Infektion. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Deswegen darf ja auch eine Nadel, mit der ich schon genäht habe, nicht ins Auge  fallen, da kann der Patient das Auge verlieren.  Deswegen lassen wir den Patienten die Auge schließen, setzen eine Brille auf.  Dafür brauchen wir diese Kaskaden, die wir  in der Kutis, Subkutis, in der Gingiva, im äußeren Keimblatt haben, um zu verhindern,  dass die Keime, das mittlere Keimblatt den Knochen angreifen.  Und der natürliche gesunde Zahn, der hat ja  Sulcus und keine Tasche.  Das heißt, dort müssen die Erreger durch das äußere Keimblatt durch.  Das äußere Keimblatt ist ja Körperaußenseite wie auch die  Nasenschleimhaut, die Mundschleimhaut, die Darmschleimhaut.  Sobald ich den Spalt offen habe und deswegen sind ja auch die ganzen  Parodontitiven, aber auch sagen wir mal die teilretinierten Weisheitszähne  eigentlich so gefährlich und das wissen die Kardiologen wieder, die uns zeigen in  ihren Studien, dass in 85 Prozent der Klotz der Gefäßverschlüsse,  dieselben Pathogene wie eben in den Parodontopathien zu finden sind.  Und deswegen schicken uns ja auch die Herzchirurgen die Patienten vor der  Herztransplantation beispielsweise, um dort sauber zu machen.  Das halte ich für einen wichtigen Punkt, dass wir Material haben, das die  immunologische Türe schließt und das schafft einfach Keramik.  Das sehe ich mit einem Luftbläser, wenn man einmal  zwischen Keramik-Implantat und Gingiva pustet  

 

Dr. Ulrich Volz 

und einmal zwischen Titanimplantat und Gingiva dazwischen pustest.  Da löst es sich es halt einfach ab.  Das ist schon mal, denke ich, sehr wichtig.  Dann wissen wir natürlich auch, ganz klar, da wird Dr.  Duddeck noch drüber sprechen, die  Sauberkeit der Oberfläche spielt eine Rolle, aber natürlich auch grundsätzlich  Partikel-Release, was wir bei Zirkonoxid so nicht haben.  Und insofern spielt es sicherlich eine  Rolle, dass wir hier anderes Material haben.  

 

Natascha Brandt 

Herr Dr. Duddeck, welche Rolle spielt denn eine  verunreinigte Implantat-Oberfläche bei der Periimplantitis Ätiologie? 

 

Dr. Dirk Duddeck 

Das ist die Masterfrage.    Vielleicht dazu eine Zahl.  Der FDA wurden gemeldet, ich glaube über 2,1 Millionen Failed Dental Implantate.  Das heißt, die gemeldeten Implantate sind  sewrious Injuries, das heißt auf gut deutsch, die sind rausgefallen, ersetzt worden.  Ich habe in meiner Zeit in einer Klinik,  war in zwei Kliniken tätig, nicht ein einziges Implantat der BfArM gemeldet.  Ich habe auch keinen Kollegen und ich frage, wer meldet denn eure Verluste?  Die Zahlen sind schon ziemlich.  Also ich vermute mal, dass diese Zahl von  über 2 Millionen, über die lange Zeit muss man natürlich ins Verhältnis setzen und  die verkauften und die letzten Implantate auch alles prozentual sicherlich nicht  mehr so dramatisch, trotzdem eine gewaltige Zahl.  Und als es veröffentlicht wurde in Kaiser Health News letztes 2021 wurden große  Anbieter von Herstellern gefragt, wie sie denn zu ihren Zahlen stehen.  Und dann gab es zwei Erklärungsversuche.  Das eine sind natürlich vorbelastete  Patienten, manchmal von schlecht eingestellten Diabetes Patienten, Raucher,  die natürlich da durchaus eine Rolle spielen.  Und Lack of Education war der Grund.  Also eine, auf gut deutsch der Doppel-Links-Händler -  wir Zahnärzte sind schlecht ausgebildet,  können es einfach nicht und dann fliegen die Dinger raus. 

 

Dr. Dirk Duddeck 

 Oder der Patient putzt sich nicht die Zähne oder hat Vorerkrankungen.  Das springt mir viel zu kurz.  Und ich denke, wenn man die Gründe sucht, fehlt ein ganz  wichtiger und das ist das Implantat selber.  Eine zweite Zahl, die passt dann auch zusammen für mich.  Wir hatten in der letzten durchgeführten  Kohorte mit 100 Implantaten von 80 Herstellern, also sehr schönen Marktüberblick  analysiert, auch unter dem Mikroskop gesehen, dass wir, wir haben die  aufgelistet, es gibt es eine sehr schöne dramatische Grafik von Partikel bis 50  Mikrometer, also ganz kleine Mini Partikel.  Im Regelfall sind das Plastikreste, komme  ich gleich noch mal drauf, was das im Detail ist, mehr als 150 Partikel.  Wie viele dieser 100 Implantate haben so viel Verunreinigung?  Wir waren überrascht.  30 von 100.  Jedes dritte Implantat zeigt eine  signifikante, Anhäufung vermeidbarer, deshalb vermeidbar  weil andere es nicht haben, vermeidbarer Verunreinigung, die sich aber auch im metallischen Bereich dann weiter ziehen.     also ich halte es für, im englischen sagt man  the most unterrated factor, aber es ist für mich wirklich der weitest  übersehenste Faktor für Periimplantitis und wird auch unterschätzt. 

 

Natascha Brandt 

Steril und trotzdem nicht sauber.  Das hat sich ja die Clean Implant Foundation auf die Fahnen geschrieben.  Können Sie mal kurz skizzieren, was genau Sie machen? 

 

Dr. Dirk Duddeck 

Also steril und trotzdem nicht sauber.  Ich weiß immer, wenn ich so in die runde Frage bei Vorträgen, dann ist für  viele steril ist sauber, ist es aber nicht.  Ich hatte mal eine sehr schöne handgeschriebene Notiz bekommen von  Professor Wahl   “mensch Herr Kollege Duddeck, dass was Sie analysieren,  habe ich vor 35 Jahren schon gemacht, da  haben wir noch die Implantate selber sterilisieren müssen in der Praxis.“  Und in der Publikation, die er mir zugeschickt hat, aus einer  uralten Zeitschrift, das ist gar nicht digital erfasst, so alt ist das  schon, hat er ganz klar gesagt, was er sieht, ist steriler Dreck.  Er hat diesen Terminus auch für uns  gezeigt und wir sehen einfach viel zu viele Artikel, die man, obwohl sie steril  sind, die sind nicht mehr lebendig, da ist kein Keim dir  da ist kein Virus drin, da sind keine Hysterien sind.  Trotzdem haben diese Stoffe eine Wirkung  als Fremdtoffe, als Fremdkörper. 

 

Natascha Brandt 

Was können denn diese Stoffe auslösen beim Patienten? 

 

Dr. Dirk Duddeck 

Sie können es nicht nur, sie tun es auch – wenn sie klein genug sind.  Ich denke auch an die Studie von Professor Wahl, weil  die großen Partikel werden bindegewebig umschlossen.  Da gibt es vielleicht einen etwas geringeren BIC, also einen Kontakt von  Knochen zu Implantaten, etwas niedrigeren ?, wenn man es  rausnehmen wollte, also eine etwas schlechtere Selegation.  Die kleinen Partikel, die machen mir und  machen dem Körper am meisten Sorgen, weil alles was zwischen 0,2 und 7,2 µ groß ist   hat den höchsten proinflammatorischen Effekt.  Das heißt, wir sehen, dass diese Partikel, die ja dann Kontakt auch verlieren  zur Oberfläche, von Makrophagen aufgenommen werden und der Rest ist eine  Kaskade, die in der Biologie vorgegeben ist.  Wir sehen, wenn ein Makrophage einen Partikel aufnimmt, ist das dann ja nicht  ????, sondern in der Folge????  Wir sehen nachweisbar TNF Alpha, wir sehen Interleukine.  Das Schlimme ist, dass in dieser Abfolge, sagen wir mal der Körper versucht mit  diesen Verunreinigungen in irgendeiner Form zurechtzukommen.  Und in der Folge gibt es eben leider Begleiteffekte.  Das TNF Alpha ist das Stellgebiet für die  Entwicklung von Pro-Osteoplasten zu Osteoplasten.  Also der Körper reagiert mit Knochenabbau als einer der Effekte auf die  Verunreinigung und er reagiert auch über den Release von  Metalloproteinase MMP-8 mit Weichgewebe Degradation. 

 

Dr. Dirk Duddeck 

Das heißt, einerseits gibt es einen wunderschönen  Weitgewebeszusammenhang, da kann man einsetzen, was man will, ob das Zirkon  oder Titan ist und der Knochen geht weg als Folge der Kontamination.  Und ich wiederhole mich, das ist vermeidbar.  Weil wir haben viele Hersteller, die wir auch auszeichnen, die diese partikulären  Belastungen, die aus der Fertigung kommen, aus der Verpackung, aus dem Handling eben nicht dort haben.   

 

Natascha Brandt 

Wir haben ja gesehen, auch  Keramikimplantate können Oberflächenverschmutzung ausweisen.  Wir sind ja gerade beim Thema Keramikimplantate.  Wie muss denn ein Keramikimplantat    verpackt sein bzw.  wie darf es denn nicht verpackt werden?  

 

Dr. Dirk Duddeck 

 Eigentlich gilt  dass, es gibt eigentlich keine  Unterschiede,  was die Verpackung angeht.  Wenn ich bevor ich ein Implantate analysiert habe,  wir entpacken die unter Klasse 5, rein Raumbedingungen das, ist  zwei Klassen sauberer als die verpackt werden, weil ich auch Anschuldigungen bekomme,  ich hätte in irgendeiner Form auf die Implantate eingewirkt.  Das ist nicht möglich.  Wie auch immer, wenn wir das auspacken, sehe ich schon, wenn man ein Implantat in  einen Kunststoff Block hineinpresst, mit dem ersten rauen Gewindegang  it walks like a duck, it quacks like a duck, it looks like a duck.  Also da ist auch das Plastik dann auf dem  Implantat drauf und zwar auf 10 von 10 Getesteten.  Das sehen wir in der Industrie tatsächlich, dass manche Verpackungen  einfach nicht intelligent sind und ich sehe wenig Implantate, die im Titan-Bereich die Verpackung berühren.  Man sieht auch diesen Titan-Sleve, wo die dann mehr oder weniger mit wenig  Berührung oder nur mit Punktkontakten zu wiederum Titan berührt werden.  Aber es ist völlig irrsinnig, dass man  als deutsche Ingenieursleistung halte ich das eigentlich für ein Desaster, wenn ich sehe, dass ein wunderbares Implantat, das vielleicht bis zu dem Zeitpunkt der  Verpackung wahrscheinlich sogar sauber war, dann am Ende quetscht man das in so  einen Plastikblock rein und dann hat man gerade dem Patienten, dem man eine metallfreie Versorgung, für ein hochpreisiges Produkt versprochen hat,  drei bis vier Mikrogramm  Polyacetal oder polyethylen in den Knochen rein drückt.  Mit entsprechenden Folgen, Fremdkörperreaktionen. 

 

Natascha Brandt 

Und offensichtlich hat SDS da ja was anders gemacht.  Sie haben die Implantate der Bright  Produkte von CleanImplant zertifizieren lassen.  Warum? Und vor allem auch welchen Wert hat es  letztendlich auch für die Anwender, für die Patienten? 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ja, ich denke, ich habe ja Keramikimplantate auch aus dem Grund entwickelt, was ich vorhin vergessen habe zu sagen,  ich hatte schon immer in meinem Werdegang hauptsächlich chronisch kranke Patienten.  Es hat sich so ergeben, weil ich einfach immer an Medizin interessiert war.  Ein großer Teil meines Fokus ist auch die Medizin selbst.  Ich habe ja auch immer Ärzte in meinen Praxen gehabt.  Also Dr.  Mutter war der erste, war die erste umweltmedizinische Abteilung weltweit vom  großen Professor Daschner, der ja unser Hygiene Papst in Deutschland war,  Universität Freiburg und seinen ersten Oberarzt der ersten Umweltmedizin weltweit  habe ich ja damals in meine Zahnklinik in Konstanz geholt.  Das heißt, ich war natürlich immer extrem sensibilisiert von medizinischer Seite.  Deswegen bin ich ja in die metallfreie Richtung gegangen.  Und interessant ist auch jetzt retrospektiv, dass über 50% aller  Keramikimplantat-Firmen sind CleanImplant zertifiziert.  Also der Anteil ist unendlich höher in der  Keramikimplantat-Branche als in der Titanimplantat-Branche.  Das heißt, da wird das Thema viel ernster genommen.  Zweitens hatte ich tatsächlich, also  insofern ich war schon immer natürlich an gesunden Produkten interessiert, sonst hätte ich ja nicht Keramikimplantate entwickelt.  Zweitens bin ich dann dem Dirk Duddeck begegnet, ich  weiß noch, er hat mich an der Bar in Robinson auf  Fuerteventura, in der  Fortbildungswoche, hat er gesagt, Ulrich komm mal her, schau dir das hier mal an. 

 

Dr. Ulrich Volz 

 Und dann habe ich echt noch einen zweiten Gin Tonic gebraucht, sogar einen dritten.  Und dann habe ich gesagt Ja, wow, das muss ich ernst nehmen.  Also ich habe dann einfach gesagt Du, Dirk, wir sind eine super kleine Firma,  ich habe kein Geld, aber wir müssen es ernst nehmen.  Und haben ein Projekt aufgezogen.  Es hat tatsächlich, wie viele Jahre waren es jetzt?  Sechs, acht Jahre dürfen es gewesen sein.  Wir haben im Prinzip Millionen investiert, nicht in die CleanImplantat Foundation, da wären  wir froh, sondern die ganzen Reinigungsprozesse.  Wir mussten alles komplett neu aufsetzen.  Aber ich habe immer noch einen sportlichen  Ehrgeiz und habe dann gesagt: Duddeck, können wir da noch eins draufsetzen?  Und er hat gesagt: „Könnt ihr, indem ihr  hingeht und auch schon den reinen Produktionsprozess  schon CleanImplant zertifizieren lasst oder überprüfen lasst.  Das heißt, wir sind ja Hersteller im Sinne des Medizinprodukte Gesetzes.  Wir sind auch verantwortlich bis ins letzte Detail.  Wir kontrollieren die Maschinen, aber die Maschinen stehen in großen Firmen.  Und wir mussten jetzt diese Firmen  zwingen, überreden, überzeugen, dass die die Prozesse so aufsetzen und  umbauen, was für die alles andere als angenehm und günstig und toll war.  Heute sind sie sehr glücklich, dass sie es  gemacht haben, weil das Thema immer stärker wird. 

 

Dr. Ulrich Volz 

Ja, genau, Zweck heiligt die Mittel.  Aber ich habe einfach gesagt, die Kondition ist nicht  verhandelbar, muss so gemacht werden, wenn ihr mit uns produzieren wollt.  Und das Positive war, dass wir eben die einzigen sind, die schon signifikante  Mengen am Markt abnehmen können als Marktführer.  Und dann haben die natürlich auch mit  den Zähnen geknirscht und haben es eben auch gemacht.  Das heißt, wir haben aber, das können Sie  besser erklären, nicht nur quasi das Produkt am Ende des Tages, wenn es dann  per mystery Shopping von irgendeinem Kunden geholt wird, haben wir keinen Einfluss  drauf, ist sauber, sondern es wird schon im Produktionsprozess schon getestet.   

 

Outro 

Dies war der zweite Teil der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat  der MGO Fachverlage, in dem aktuelle Themen der Branche und die  Herausforderungen in der Zahnmedizin diskutiert werden.  Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit Swiss Dental Solutions in den  Räumlichkeiten des Swiss Dental Solutions in Kreuzlingen durchgeführt.  Nachfolgend präsentieren wir daraus vier  Audio Blöcke als Zusammenschnitte im Podcast Format.  Freuen Sie sich auf die nächsten zwei Teile, in denen es wieder um spannende Themen  der Zukunft der Dentalen Implantologie und Implantate gehen wird. 

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Dr. Karl Ulrich Volz SDS PODCAST

Staffel 2 Episode 1 – Expertengesprächsrunde zum Thema Keramik-Implantologie Teil 1

Hier der erste Ausschnitt aus der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der mgo Fachverlage in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen der Zahnmedizin diskutiert werden. Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS SWISS DENTAL SOLUTIONS, in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt. Nachfolgend präsentieren wir daraus vier Audioblöcke als Zusammenschnitt im Podcast-Format.

Im 1. Teil wird es um Implantate und den Stand der aktuellen Wissenschaft dentaler Implantate sowie um die Unterschiede zwischen Titan- und Keramik-Implantaten gehen.

Die Zukunftswerkstatt wurde moderiert von Natascha Brand.

Unsere heutigen Gäste

Prof. Dr. Florian Beuer

Direktor der Zahnärztlichen Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité – Universitätsmedizin in Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.

Henriette Lerner

Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL Dentclinic and Academy in Baden-Baden, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie und Past-Präsidentin der Digital Dentistry Society International.

Dr. Dirk Duddeck

Biologe, Zahnmediziner und Gründer und Leiter der CleanImplant Foundation, einer non-profit Organisation mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von Implantaten verabschiedet und der „Trusted Quality Mark“, eine internationale Auszeichnung für saubere Implantate, entwickelt hat.

Dr. Kurt Mosetter

Arzt und Heilpraktiker, Begründer der Myoreflex-Therapie, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und Regulationsmedizin sowie Teambetreuer im Profisport. 

Dr. Ulrich Volz

Gründer, Inhaber und Leiter der SWISS BIOHEALTH CLINIC in Kreuzlingen und SDS Swiss Dental Solutions AG, sowie Präsident der International Society of Metal-Free Implantology.

Hallo und herzlich willkommen zur achten Episode des SDS Podcasts. Fokus dieser Episoden Serie ist der aktuelle Stand der Wissenschaft und wie die Teilnehmer in Betracht des aktuellen Markts auf die Zukunft dentaler Implantate und Implantologie schauen. Der Podcast ist in mehrere Teile aufgeteilt. Im ersten Teil wird es um Implantate und den Stan d der aktuellen Wissenschaft dentaler Implantate sowie um  die Unterschiede zwischen Titan und Keramik Implantaten gehen. Zu Beginn werden die Teilnehmer der Gesprächsrunde vorgestellt und kurz auf deren Laufbahn und medizinischen Fokus eingegangen.

Es diskutieren Professor Dr. Florian Beuer, Direktor Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin am Zentrum für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde der Charité Universitätsmedizin Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie. Dr. Henriette Lerner, Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL Dent Clinic and Academy in Baden-Baden, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für orale Implantologie und Pastpräsidentin der Digital Dentistry Society International. Dr. Dirk Duddek, Biologe, Zahnmediziner und Gründer der Clean Implant Foundation, einer Non-Profit Organisation, mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von Implantaten verabschiedet und die „Trusted Quality Mark“ eine internationale Auszeichnung für saubere Implantate entwickelt hat. Dr. Kurt Mosetter, Arzt und Heilpraktiker, Begründer der MyoReflexTherapy, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und Regulationsmedizin sowie Team Betreuer im Profisport und Dr. Ulrich Volz, Zahnarzt, Gründer, Inhaber und Leiter der SWISS BIOHEALTH CLINIC Kreuzlingen und der SDS Swiss Dental Solutions AG sowie Präsident der International Society of Metal-Free Implantologie. Die Zukunftswerkstatt wurde moderiert von Natascha Brand. Zu Anfang hat Professor Dr. Florian Beuer das Wort.

 

Prof. Dr. Florian Beuer

Finde ich super interessant, weil man überschätzt das Potenzial der Zukunft total, was sich tut in ein paar Jahren. Vor kurzem musste ich dran denken, meine Tochter wird zum 1. Januar 18 und ich habe vor 18 Jahren einen Audi Kombi gekauft. Weiß ich noch ganz genau, ich musste mein TT hergeben und diesen Kombi kaufen. Und da war ich auf dieser Messe für Rapid Prototyping in Frankfurt und da war eigentlich schon der Invisalign, also der Invisalign Workflow war da dargestellt, da waren Laser gesinterte Kronen, also quasi Sachen, die jetzt 18 Jahre später eigentlich immer noch Zukunft sind, die eigentlich immer noch nicht so im Markt angekommen sind. Deswegen finde ich es super interessant, heute mit Ihnen zusammenzusitzen. Also was Sie sehen, ich bin jetzt 48, das heißt 20, 25 Jahre würde ich gerne noch arbeiten, aber ich könnte schon 20 Jahre zurückschauen. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, so viel oder von dem, was damals hoch innovativ war, ist heute noch ganz wenig im Markt. Und deswegen finde ich es spannend, wenn wir uns heute austauschen, was ist denn von den Sachen, die wir heute als innovativ ansehen, was glauben wir, dass 2025 im Markt ist?

 

Natascha Brand

Wir steigen dann direkt ein in die Diskussion. Es sind vier Teile. Der erste Teil in dem ersten Themenblock wollen wir zunächst über Implantate an sich reden. Wir wollen, ich würde gerne den Stand der aktuellen Wissenschaft von Ihnen hören, in Bezug auf die Dentalen Implantate. Im besonderen wollen wir dann den Unterschied zwischen Titan und Keramik Implantaten herausarbeiten. Und später kommen wir dann zu den Keramik-Implantaten. Dr. Volz, Sie stehen wie kein anderer für die Keramik-Implantate. Ich beginne jetzt mal mit Ihnen in der Runde. Sie haben nach eigenen Angaben über 25.000 Keramik-Implantate inseriert, davon 18.000 sofort Implantate und verfügen über Daten zu 12.000 Implantaten. Haben Sie denn eigentlich je Titan Implantate inseriert?

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Über zehn Jahre lang, von 1991 bis 2000. Und dann sagen wir so Mitte 2000 habe ich dann komplett auf Keramik umgestellt.

 

Natascha Brand

Und wie ist denn die Leidenschaft jetzt für die Keramik-Implantate entstanden? Das heißt, was hat Ihr Umdenken bewegt? Gab es Ereignisse, Studien, Datenlagen, wo Sie sagen, dass sie getriggert hat? Wann war der Zeitpunkt, hatten Sie gesagt? Sie haben zehn Jahre implantiert. Wann war dann der Zeitpunkt?

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Also so grundsätzlich würde ich mal sagen, der erste Trigger war meine Doktorarbeit über Amalgam, die sich dann zu Gegen Amalgam entwickelt hat. Also mein Doktorvater war eigentlich der bekannte Amalgam Befürworter, Reinhold Mayer sagt Ihnen wahrscheinlich noch was, aus Ulm. Und dann habe ich irgendwann gesagt, ja, das ist ja nicht alles Gold, was glänzt, was ich da jetzt recherchiert habe, sagt er ja klar, das weiß ich auch. Und dann haben wir eben vereinbart, er war kurz vor der Pensionierung, dass ich schreiben darf, was ich, also was ich rausgefunden habe, weil das war ja nicht allzu positiv für Amalgam. Und so bin ich damals sensibel geworden, was Metalle anbetrifft. Und ich glaube, heute, 30 Jahre später, wissen wir, dass Amalgam kein gutes Material ist, was ja schon 1923 der Nobelpreisträger Stock ja schon als arge Versündigung an die Menschheit bezeichnet hat.

 

Natascha Brand

Ich würde gern die Frage an die anderen in der Runde richten. Wer implantiert denn wie viele Implantate prozentual? Wie viele davon sind Keramik-Implantate?

 

Prof. Dr. Florian Beuer

Also ich persönlich jetzt in meinem Patienten, ich mache ja ungefähr 100 Implantate im Jahr und das muss ich ganz ehrlich sagen, im letzten Jahr war kein Implantat ein Keramik-Implantat. Ich hatte andere Jahre wo ich relativ viele Keramik-Implantate gemacht habe, ich habe für ein paar Hersteller Studien gemacht und die waren aber mässig erfolgreich. Deswegen also und habe das erste Mal 2002 glaube ich Kontakt gehabt zu einem, zu zwei Zahntechnikern aus dem  Chiemgau, dem Herrn Vordermayer. Die haben einfach das Straumann Tissue Level Implantat eins zu eins aus der Zirkonoxid nachgebaut. Da haben wir so ein paar mechanische Tests gemacht, da hat es sehr gut ausgesehen und die haben dann jemand gesucht, der das auch implantiert. Konnten wir in der Klinik nicht machen. Das, was in der Garage entstanden ist, das geht nicht. Er hat aber dann Kollegen gefunden, die das gemacht haben und die haben das 2005 oder 2006 auf einer Tagung in der Schweiz vorgestellt, als die Schweizer Prothetiker mit den deutschen Prothetikern eine Tagung hatten und hatten da paar Fälle, die eigentlich echt gut ausgeschaut haben. Also ich meine, vor 16 Jahren, zweiteiliges, verschraubtes Zirkonoxid Implantat war, da waren wir ganz weit vorne.

 

Prof. Dr. Florian Beuer

Also das war so mein erster Kontakt eigentlich zu Zirkonoxid Implantaten. Und mich hat es eigentlich damals schon fasziniert. Ich habe immer mal wieder verschiedene Sachen ausprobiert. Also ich würde sagen, mich fasziniert das Thema total. Also wir waren bei den Implantatzahlen. Genau. Also ich habe 25 Ärzte bei mir, die eigentlich alle implantieren und ich würde sagen, drei, vier Prozent waren Keramik-Implantate, auf ihre Frage zurückzukommen. Aber warum ist das so? Nicht weil keiner von uns Keramik mag, sondern weil bis jetzt hatten wir, haben wir zu viel schlechte Erfahrungen gemacht und zu viele gute einfach mit Titan-Implantaten, das muss man auch ganz ehrlich sagen. Aber es ist trotzdem natürlich, sonst wäre ich halt nicht hier ein Thema, das mich fasziniert.

 

Natascha Brand

Ich sehe das Leuchten in Ihren Augen. Frau Dr. Lerner, wie sieht es bei Ihnen aus?

 

Dr. Henriette Lerner

Ja, es ist so, ich habe Implantologie in 1995 angefangen und ja, danke meine damaligen Mentoren. Jeder hatte das Glück oder das Missglück, den einen oder anderen Mentor zu finden. Und dank meine Mentoren waren halt die Titan-Implantate und Sofortimplantation sofort Versorgung. Und das ist auch die Religion, die ich verfolge. Und das wollte ich. Mein Traum war schon immer, dass ich das auch mit Keramik-Implantate mache. Also zu Ihrer Frage ich setze seit 30 Jahre jetzt Implantate, einige Tausende keine Ahnung. Und vielleicht habe ich von Z-Systems, Ziterion, Ceramex, Straumann habe ich von allen einige von allen etwas implantiert, einige implantiert. Einige implantiert vielleicht sind es vielleicht 100 maximal, aber schon im Laufe der Jahre. Und die sind alle drin. Die sind auch implantiert in argumentierte Bereiche. Also ich bin eigentlich positiv überrascht.

 

Natascha Brand

Ja Professor Beuer, aktueller Stand der Wissenschaft. Wir haben jetzt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Keramik-Implantate gehört, aber wir haben gehört, sie sind relativ zurückhaltend noch damit. Wie schaut es denn aus? Titan versus Keramik?

 

Prof. Dr. Florian Beuer

Wie schaut es wissenschaftlich aus? Wir haben eigentlich, es ist ganz klar, wenn ich Datenlage Titan zu Keramik vergleiche, dann vergleiche ich Äpfel mit Birnen, weil es halt einfach weniger Daten gibt. Aber das war auch der Grund, warum wir jetzt gesagt haben, okay, wir von der DGI Seite, wir haben uns das Thema mal als Leitlinien Thema genommen und mal die komplette Literatur gesichtet. Und eigentlich einteilige Implantate, glaube ich, sind inzwischen sehr gut dokumentiert. Also da gibt es zehn Jahresdaten. Wie gesagt, das am besten dokumentierte Implantat gibt es zwar nicht mehr am Markt, aber es gibt zumindest die Daten, dass es funktioniert. Und da ist ganz klar, dass man jetzt diese, da kann man eine Empfehlung aussprechen, ja, wenn es eine Indikation, wenn man ein einteiliges Implantat einsetzen möchte, dann ist das Keramik-Implantat von der Osseontegration, der ist ja nicht schlechter als ein Titan Implantat, also dann kann man das auch auf alle Fälle verwenden. Und in der Leitlinie steht auch drin, dass die zweiteiligen Implantate, dass man die auch verwenden kann. Also das heißt, insofern hat man das eigentlich von der von der Leitlinien Seite aufgemacht. Es ist uns vollkommen klar und ich glaube, deswegen sitzen wir auch heute zusammen und das muss unser Appell an nach draußen sein, dass alle die Keramik-Implantate machen und das schaffen würden, diese Daten zu Poolen, dann hätten wir die Daten relativ schnell.

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Ich fand es ganz spannend, da will ich ganz kurz darauf eingehen, weil du da auch mit beteiligt warst. Wir hatten den JCCI Kongress hier und kurz zuvor war ich eingeladen als Mitglied in der Kommission der AO, wo es auch sozusagen den Konsensus ging für Keramik-Implantate in der Gruppe unter Professor Neugebauer, wo dann eben auch Wael Att beispielsweise dabei war, der auch als Sprecher beim JCCI war. Die Idee, die dort entstanden ist, was mich überrascht hat, aber auch wieder positiv auch, dass von 1600 PubMed gelisteten Studien wurden nur 15 als relevant aussortiert von dem Gremium dort. Die haben sich jetzt jede Studie genau angeguckt und geschaut, die Reviews sind gleich rausgeflogen. Wo ist eine Bias drin? Wo sind offensichtlich Fehler drin? 15 sind übrig geblieben. Meine Studie war zum Glück unter diesen 15 noch dabei. Die Sofortimplantatstudie, die ich mit Hamburg gemacht habe und was ich dort aber gelernt habe, wir sind eigentlich noch am Anfang von der Studienlage. Aber was mir weh getan hat, war zu verstehen, dass eigentlich ’99 von 100 Studien war die Arbeit, der Aufwand, das Geld, die Manpower for Nothing, weil sie waren nicht als relevant angesehen. Und dann sind wir zusammengesessen, die ganzen Referenten, war Professor Beuer auch mit dabei beteiligt, weil die Idee ist dort entstanden in USA, dass wir anlässlich der JCCI ein Consensus Setup for Studies on Ceramic Implants verabschieden.

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Und das haben wir tatsächlich auch geschafft unter dem wirklich großen Einsatz von Professor Schnurr, die uns wissenschaftlich unterstützt hier. Das heißt, wir haben jetzt quasi ein Protokoll, wie Studien aussehen sollen, retrospektiv, prospektiv, klinische Studien, was auch immer, mechanische Studien, Histologien und auch die Begriffsbestimmungen festgelegt, was ist einteilig, zweiteilig? Welche Parameter wollen wir messen? Und unsere Idee war die, und wir sind jetzt dabei, es zu veröffentlichen, also schon eingereicht, soweit ich weiß, dass wir mit diesem Setup uns die Wissenschaftler und die Industrien, und das werde ich in meiner Funktion als Präsident der ISMI umsetzen, in kommenden Monaten uns einigen auf dieses Setup, weil wir haben da die Chance, wenn sich alle an dieses Setup halten, also wenn Straumann und Ceramex, wie sie alle heißen, sagen wir machen das nach diesem Protokoll, dann können wir die Systeme untereinander vergleichen und wir können die Daten zusammenführen. Dann können wir nämlich easy in fünf bis zehn Jahren können wir eigentlich sogar in der relevanten Datenmenge sogar Titan einholen, wenn nicht sogar überholen, weil wir dann einfach auf Datenmengen kommen, die es so vorher noch gar nicht gegeben hat. Das wird bei Titan gar nicht mehr möglich sein, weil dort ja schon, sagen wir mal, die Firmen schon viel zu weit auseinander sind.

 

Prof. Dr. Florian Beuer

Genau. Also irgendwie hat, wenn man die Titan oder wenn man überhaupt Implantathersteller anschaut, dann hat natürlich jeder so eine Stiftung, aber da ist die Bereitschaft jetzt nicht wahnsinnig groß, das Implantat des Mitbewerbers zu untersuchen. Nein, aber ich glaube, so der Punkt ist eigentlich, wie Sie es eigentlich gut beschrieben haben. Also ich glaube, Implantologie und je komplexer es wird, umso besser müssen die Räder ineinandergreifen. Und das heißt… Also das ist auf der einen Seite sicher die Chirurgie, die in meinen Augen in der DGI sehr, sehr überschätzt wurde, die Prothetik, die total unterschätzt wurde, die Zahntechnik, die total unterschätzt wurde. Deswegen ist mir dieser Team Approach so wichtig. Das ist einfach so, wenn wir unsere Restauration einsetzen, egal ob auf Zähne oder Implantaten am Tag null, ist sie am besten. Das heißt, wenn wir nichts dafür tun, dann nimmt sie den Weg allen irdischen und zwar des relativ schnell. Und je spezialisierter ein Team ist, je hochwertiger ein Team zusammenarbeiten kann, umso besser werden die Ergebnisse sein. Und das ist, glaube ich, so dieser Vorteil, warum auch Titan Implantate so gut funktioniert haben.

 

Natascha Brand

Wie ist denn das Commitment, also international, wie ist denn die Zusammensetzung international und national zur Anwendung von Keramik-Implantaten?

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Also da ist Deutschland ganz vorne, Nummer eins. Ist natürlich auch so, dass die Zirkonoxid Industrie ist hier beheimatet. Einfach eigentlich. Da gibt es Schwerpunkte in Meissen beispielsweise, wo die Keramik herkommt, die wir als in Form von Teller und so weiter Geschirr kennen. Aber die Medizin Keramik, das ist einfach Metoxid in Tayhngen, Schaffhausen, IWC, das ist Ceramare in der Schweiz, die seit Jahrzehnten Industriekeramik machen und natürlich Ceramtech, die fast 50 Jahre mit Zirkonoxid schon arbeiten, 2 Millionen Zirkonoxid Hüften herstellen. Also da sind die ja schon Lichtjahre weiter und die sind aber alle lokalisiert, wer eigentlich auch sehr stark ist und da habe ich ja vor 30 Jahren schon Studien gelesen, die Japaner, aber industriell ist da nichts irgendwie entstanden in den letzten 20 Jahren überraschenderweise.

 

Natascha Brand

Genau das wäre auch meine Frage noch mal zum Material gewesen, weil es ist ja sehr hart und spröde. Wie sieht es denn aus mit Bruchgefahren zum Beispiel? Das ist ja auch mal die Gefahr da, wenn so ein Material so hart und spröde ist. Wie sind da die Erfahrungen oder wie ist da die Meinung dazu?

 

Dr. Henriette Lerner

Was sagt die Wissenschaft?

 

Prof. Dr. Florian Beuer

Da gibt es zwar… Also ich muss leider sagen, wir haben natürlich eine Studie gemacht mit klassischen Zweiteilige Keramik-Implantaten, die verschraubt sind und haben schlechte Erfahrungen gemacht. Also Frakturzahlen, die eigentlich so nicht tolerabel sind, wo ich sagen würde, ja ich kann dieses Implantat so eigentlich keinem Patienten mit guten Gewissen einsetzen. Und wir haben das Gleiche eigentlich herausgefunden, als wir das im Kausimulator getestet haben, mein damaliger Oberarzt Benedikt Spies hat es dann publiziert. Also ich denke schon, es ist ein weniger fehlertolerantes System. Also insofern klar hat Keramik natürlich seine Limitation, was die Festigkeit angeht und ich merke es sofort bei Keramik, weil es verbiegt sich nicht, das bricht halt einfach. Und deswegen würde ich sagen, das ist sicher die Krux der zweiteiligen Implantate. Also wenn ich jetzt dran gehe mit meiner Titan Implantologie Brille und möchte das Gleiche, den gleichen Durchmesser genauso mit der Schraube verankert haben, dann würde ich sagen, das geht heute noch nicht.

 

Dr. Henriette Lerner

Denken Sie nicht, dass das der Fehler ist tatsächlich im Makro Design. Das Material ist ein anderes Material. Man muss an Makro Design noch arbeiten und nicht das Titan Design kopieren, was viele Firmen gemacht haben. Und da glaube ich, sie können ja viel mehr.

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Da kann ich bisschen was dazu sagen, weil damit war ich natürlich am meisten konfrontiert in der Vergangenheit. Wir haben, ich habe angefangen 2013 mir die ersten eigenen Testmaschinen 14801 zuzulegen, die auch validiert sind. Mittlerweile haben wir fünf Stück, die sind ziemlich genau hier unten drunter, die laufen 365 Tage, 24 Stunden durchgehend, weil wir quasi jede Charge nochmal testen, obwohl die in der Produktion auch getestet werden. Und natürlich wir versuchen Dinge zu verstehen. Ich muss jetzt… Man muss unterscheiden. Einmal das Material Zirkonoxid, auch wenn es die gleiche Mischung ist von Toshu, wir verwenden das 100% reine Zirkonoxid, weil es einfach die besten Eigenschaften hat. Es ist einfach Schneeweiß. Schöner wäre Rosa, schöner wäre Zahnfarben. Aber die Stabilität leidet, die Biokompatibilität leidet darunter. Deswegen haben wir das reine TZP, so nen Bio-Hip A nennt sich das. Aber auch hier haben wir die Stabilität ungefähr verdoppelt in den letzten zehn Jahren rein vom Material her durch unterschiedliche Brenn Sinter Kurven. Da kann man extrem viel rausholen. Wie kühle ich, wie heiz ich hoch, wie kühle ich ab? All diese Themen. Zweitens haben wir natürlich von der Makro und das ist das wichtige Thema der größte Fehler, den ich immer wieder sehe.

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Und ich habe da mal ein Slogan kreiert „In Keramik denken.“ Wir können nicht ein Titan Implantat nehmen und aus Keramik herstellen ist einfach falsch. Und deswegen ist das Zweiteilige auch nicht so freigegeben. Fully recommended, wie das einteilige, weil wir wissen auch von Zipprich, dass auch bei Titan-Implantaten gibt es bessere und schlechtere Systeme. Grundsätzlich funktioniert die Verbindung sehr, sehr gut durch eine Kaltverschweißung. Aber nicht bei Zirkon, da gibt es keine Kaltverschweißung. Und ich habe schon eine ganze Reihe von Zirkonoxid Implantaten raus gemacht bei Anwendern von uns, die so unter Mundgeruch gelitten haben, nachdem die Prothetik draufkam. Deswegen ich persönlich glaube nicht an zweiteilig und da stehe ich dazu, weil wir immer einen riesigen Spalt haben werden zwischen Implantat und zwischen Abutment. Und ich glaube, daran hat vielleicht auch Schulde damals gedacht, als er mir das Versprechen abgenommen hat, bei einteilig zu bleiben. Unser zweiteiliges ist einteilig, weil ich zementiere nachher die Krone wie bei Bonefit auf dem Rand des Implantates. Es gibt natürlich auch eine andere Stabilität, weil jetzt brauche ich plötzlich nicht mehr einen Hohlraum im Implantatkörper. Und warum ist der Hohlraum im Implantatkörper so tief?

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Einfach deswegen, weil die Schraube, die hält ja nicht durch eine Kaltverschweißung, die Okklusalschraube, sondern die ist ja eigentlich locker. Erst durch das Anziehen werden die Backen aneinander gepresst und ich brauche viel Reibungsfläche, zu verhindern, dass sich das löst. Also ist die Schraube sehr lang. In Zirkonoxid macht es null Sinn, eine lange Schraube zu machen. Unsere Schraube ist 1,2 Millimeter, weil dort habe ich ja eine Kaltverschweißung oder eine Kaltverformung. Jedes Material, ob Titan, PIC, egal Gold, was ich nehme, wird natürlich verformt im harten Zirkonoxid. Wird sich niemals lockern, kann sich nicht lockern. Die Schraube in Zirkonoxid. Wir zementieren ja aber auch den Pfosten. Das heißt, ich habe darauf reagiert, dass ich im lasttragenden Bereich das Mikrogewinde aufgebracht habe und an der Stelle habe ich auch beim Zweiteiligen kein Hohlraum. Das heißt, wenn wir jetzt von einem 3,8 Implantat ausgehen, da kann ich gleich die Werte sagen, dann habe ich einen massiven Kerndurchmesser von 3,72 beim Zweiteiligen. Das entspricht dem Kerndurchmesser eines Einteiligen 4,5 Millimeter Durchmesser. Und wir schaffen mit dem 3,8 schaffen wir als Minimum bei uns inhouse ist unser Requirement 460 Newton, der ISO 14801. Das liegt würde ich sagen, wenn du Camlog testest, auch mal einen 3,8 zu nehmen, fast doppelt so hoch.

 

Dr. Karl Ulrich Volz

Also mit einer intelligenten Geometrie, den heutigen Möglichkeiten liege ich deutlich höher. Aber wir sprechen natürlich von Einteilig, weil unser Zweiteiliges ist ein Einteiliges, auch nach dem Zusammensetzen, liege ich fast doppelt so hoch wie ein Titan Implantat. Wir sind heute, kann ich sagen, haben wir ja viele Ausreisser, mittlerweile 30 Prozent Ausreisser nach oben von 600 Newton. Das heißt, wir arbeiten an der 600 Newton Grenze, braucht kein Mensch. Das ist einfach halt, sagen wir mal Sicherheitsreserve, weil die Patienten auch immer jünger werden und dadurch muss es auch länger halten. Weil die Patienten, die du heute behandelst, so erfolgreich, die sterben ja irgendwann aus. Das heisst, in der Zukunft behandeln wir mehr, sagen wir mal, die E-Scooter Unfälle. Das sind junge Patienten, die eine Lebenserwartung von 100 Jahren haben. Da muss das Implantat vielleicht 80 Jahre funktionieren. Insofern denke ich, dass 600 Newton schon eine Benchmark sind, die ich irgendwann erreichen möchte.

 

Outro

Dies war der erste Ausschnitt aus der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der mgo Fachverlage, in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen in der Zahnmedizin diskutiert werden. Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS Swiss Dental Solutions in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt und nachfolgend präsentieren wir daraus vier Audio Blöcke als Zusammenschnitte in Podcast Format. Freuen Sie sich auf die nächsten Folgen, in denen es um weitere aktuelle Themen der Zahnmedizin gehen wird.