Hier der erste Ausschnitt aus der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der mgo Fachverlage in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen der Zahnmedizin diskutiert werden. Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS SWISS DENTAL SOLUTIONS, in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt. Nachfolgend präsentieren wir daraus vier Audioblöcke als Zusammenschnitt im Podcast-Format.
Im 1. Teil wird es um Implantate und den Stand der aktuellen Wissenschaft dentaler Implantate sowie um die Unterschiede zwischen Titan- und Keramik-Implantaten gehen.
Die Zukunftswerkstatt wurde moderiert von Natascha Brand.
Unsere heutigen Gäste

Prof. Dr. Florian Beuer
Direktor der Zahnärztlichen Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité – Universitätsmedizin in Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.

Henriette Lerner
Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL Dentclinic and Academy in Baden-Baden, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie und Past-Präsidentin der Digital Dentistry Society International.

Dr. Dirk Duddeck
Biologe, Zahnmediziner und Gründer und Leiter der CleanImplant Foundation, einer non-profit Organisation mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von Implantaten verabschiedet und der „Trusted Quality Mark“, eine internationale Auszeichnung für saubere Implantate, entwickelt hat.

Dr. Kurt Mosetter
Arzt und Heilpraktiker, Begründer der Myoreflex-Therapie, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und Regulationsmedizin sowie Teambetreuer im Profisport.

Dr. Ulrich Volz
Gründer, Inhaber und Leiter der SWISS BIOHEALTH CLINIC in Kreuzlingen und SDS Swiss Dental Solutions AG, sowie Präsident der International Society of Metal-Free Implantology.
Hallo und herzlich willkommen zur achten Episode des SDS Podcasts. Fokus dieser Episoden Serie ist der aktuelle Stand der Wissenschaft und wie die Teilnehmer in Betracht des aktuellen Markts auf die Zukunft dentaler Implantate und Implantologie schauen. Der Podcast ist in mehrere Teile aufgeteilt. Im ersten Teil wird es um Implantate und den Stan d der aktuellen Wissenschaft dentaler Implantate sowie um die Unterschiede zwischen Titan und Keramik Implantaten gehen. Zu Beginn werden die Teilnehmer der Gesprächsrunde vorgestellt und kurz auf deren Laufbahn und medizinischen Fokus eingegangen.
Es diskutieren Professor Dr. Florian Beuer, Direktor Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin am Zentrum für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde der Charité Universitätsmedizin Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie. Dr. Henriette Lerner, Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der HL Dent Clinic and Academy in Baden-Baden, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für orale Implantologie und Pastpräsidentin der Digital Dentistry Society International. Dr. Dirk Duddek, Biologe, Zahnmediziner und Gründer der Clean Implant Foundation, einer Non-Profit Organisation, mit der er eine Leitlinie zur Reinheit von Implantaten verabschiedet und die „Trusted Quality Mark“ eine internationale Auszeichnung für saubere Implantate entwickelt hat. Dr. Kurt Mosetter, Arzt und Heilpraktiker, Begründer der MyoReflexTherapy, Experte für Ernährungsmedizin, Mikronährstoffe und Regulationsmedizin sowie Team Betreuer im Profisport und Dr. Ulrich Volz, Zahnarzt, Gründer, Inhaber und Leiter der SWISS BIOHEALTH CLINIC Kreuzlingen und der SDS Swiss Dental Solutions AG sowie Präsident der International Society of Metal-Free Implantologie. Die Zukunftswerkstatt wurde moderiert von Natascha Brand. Zu Anfang hat Professor Dr. Florian Beuer das Wort.
Prof. Dr. Florian Beuer
Finde ich super interessant, weil man überschätzt das Potenzial der Zukunft total, was sich tut in ein paar Jahren. Vor kurzem musste ich dran denken, meine Tochter wird zum 1. Januar 18 und ich habe vor 18 Jahren einen Audi Kombi gekauft. Weiß ich noch ganz genau, ich musste mein TT hergeben und diesen Kombi kaufen. Und da war ich auf dieser Messe für Rapid Prototyping in Frankfurt und da war eigentlich schon der Invisalign, also der Invisalign Workflow war da dargestellt, da waren Laser gesinterte Kronen, also quasi Sachen, die jetzt 18 Jahre später eigentlich immer noch Zukunft sind, die eigentlich immer noch nicht so im Markt angekommen sind. Deswegen finde ich es super interessant, heute mit Ihnen zusammenzusitzen. Also was Sie sehen, ich bin jetzt 48, das heißt 20, 25 Jahre würde ich gerne noch arbeiten, aber ich könnte schon 20 Jahre zurückschauen. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, so viel oder von dem, was damals hoch innovativ war, ist heute noch ganz wenig im Markt. Und deswegen finde ich es spannend, wenn wir uns heute austauschen, was ist denn von den Sachen, die wir heute als innovativ ansehen, was glauben wir, dass 2025 im Markt ist?
Natascha Brand
Wir steigen dann direkt ein in die Diskussion. Es sind vier Teile. Der erste Teil in dem ersten Themenblock wollen wir zunächst über Implantate an sich reden. Wir wollen, ich würde gerne den Stand der aktuellen Wissenschaft von Ihnen hören, in Bezug auf die Dentalen Implantate. Im besonderen wollen wir dann den Unterschied zwischen Titan und Keramik Implantaten herausarbeiten. Und später kommen wir dann zu den Keramik-Implantaten. Dr. Volz, Sie stehen wie kein anderer für die Keramik-Implantate. Ich beginne jetzt mal mit Ihnen in der Runde. Sie haben nach eigenen Angaben über 25.000 Keramik-Implantate inseriert, davon 18.000 sofort Implantate und verfügen über Daten zu 12.000 Implantaten. Haben Sie denn eigentlich je Titan Implantate inseriert?
Dr. Karl Ulrich Volz
Über zehn Jahre lang, von 1991 bis 2000. Und dann sagen wir so Mitte 2000 habe ich dann komplett auf Keramik umgestellt.
Natascha Brand
Und wie ist denn die Leidenschaft jetzt für die Keramik-Implantate entstanden? Das heißt, was hat Ihr Umdenken bewegt? Gab es Ereignisse, Studien, Datenlagen, wo Sie sagen, dass sie getriggert hat? Wann war der Zeitpunkt, hatten Sie gesagt? Sie haben zehn Jahre implantiert. Wann war dann der Zeitpunkt?
Dr. Karl Ulrich Volz
Also so grundsätzlich würde ich mal sagen, der erste Trigger war meine Doktorarbeit über Amalgam, die sich dann zu Gegen Amalgam entwickelt hat. Also mein Doktorvater war eigentlich der bekannte Amalgam Befürworter, Reinhold Mayer sagt Ihnen wahrscheinlich noch was, aus Ulm. Und dann habe ich irgendwann gesagt, ja, das ist ja nicht alles Gold, was glänzt, was ich da jetzt recherchiert habe, sagt er ja klar, das weiß ich auch. Und dann haben wir eben vereinbart, er war kurz vor der Pensionierung, dass ich schreiben darf, was ich, also was ich rausgefunden habe, weil das war ja nicht allzu positiv für Amalgam. Und so bin ich damals sensibel geworden, was Metalle anbetrifft. Und ich glaube, heute, 30 Jahre später, wissen wir, dass Amalgam kein gutes Material ist, was ja schon 1923 der Nobelpreisträger Stock ja schon als arge Versündigung an die Menschheit bezeichnet hat.
Natascha Brand
Ich würde gern die Frage an die anderen in der Runde richten. Wer implantiert denn wie viele Implantate prozentual? Wie viele davon sind Keramik-Implantate?
Prof. Dr. Florian Beuer
Also ich persönlich jetzt in meinem Patienten, ich mache ja ungefähr 100 Implantate im Jahr und das muss ich ganz ehrlich sagen, im letzten Jahr war kein Implantat ein Keramik-Implantat. Ich hatte andere Jahre wo ich relativ viele Keramik-Implantate gemacht habe, ich habe für ein paar Hersteller Studien gemacht und die waren aber mässig erfolgreich. Deswegen also und habe das erste Mal 2002 glaube ich Kontakt gehabt zu einem, zu zwei Zahntechnikern aus dem Chiemgau, dem Herrn Vordermayer. Die haben einfach das Straumann Tissue Level Implantat eins zu eins aus der Zirkonoxid nachgebaut. Da haben wir so ein paar mechanische Tests gemacht, da hat es sehr gut ausgesehen und die haben dann jemand gesucht, der das auch implantiert. Konnten wir in der Klinik nicht machen. Das, was in der Garage entstanden ist, das geht nicht. Er hat aber dann Kollegen gefunden, die das gemacht haben und die haben das 2005 oder 2006 auf einer Tagung in der Schweiz vorgestellt, als die Schweizer Prothetiker mit den deutschen Prothetikern eine Tagung hatten und hatten da paar Fälle, die eigentlich echt gut ausgeschaut haben. Also ich meine, vor 16 Jahren, zweiteiliges, verschraubtes Zirkonoxid Implantat war, da waren wir ganz weit vorne.
Prof. Dr. Florian Beuer
Also das war so mein erster Kontakt eigentlich zu Zirkonoxid Implantaten. Und mich hat es eigentlich damals schon fasziniert. Ich habe immer mal wieder verschiedene Sachen ausprobiert. Also ich würde sagen, mich fasziniert das Thema total. Also wir waren bei den Implantatzahlen. Genau. Also ich habe 25 Ärzte bei mir, die eigentlich alle implantieren und ich würde sagen, drei, vier Prozent waren Keramik-Implantate, auf ihre Frage zurückzukommen. Aber warum ist das so? Nicht weil keiner von uns Keramik mag, sondern weil bis jetzt hatten wir, haben wir zu viel schlechte Erfahrungen gemacht und zu viele gute einfach mit Titan-Implantaten, das muss man auch ganz ehrlich sagen. Aber es ist trotzdem natürlich, sonst wäre ich halt nicht hier ein Thema, das mich fasziniert.
Natascha Brand
Ich sehe das Leuchten in Ihren Augen. Frau Dr. Lerner, wie sieht es bei Ihnen aus?
Dr. Henriette Lerner
Ja, es ist so, ich habe Implantologie in 1995 angefangen und ja, danke meine damaligen Mentoren. Jeder hatte das Glück oder das Missglück, den einen oder anderen Mentor zu finden. Und dank meine Mentoren waren halt die Titan-Implantate und Sofortimplantation sofort Versorgung. Und das ist auch die Religion, die ich verfolge. Und das wollte ich. Mein Traum war schon immer, dass ich das auch mit Keramik-Implantate mache. Also zu Ihrer Frage ich setze seit 30 Jahre jetzt Implantate, einige Tausende keine Ahnung. Und vielleicht habe ich von Z-Systems, Ziterion, Ceramex, Straumann habe ich von allen einige von allen etwas implantiert, einige implantiert. Einige implantiert vielleicht sind es vielleicht 100 maximal, aber schon im Laufe der Jahre. Und die sind alle drin. Die sind auch implantiert in argumentierte Bereiche. Also ich bin eigentlich positiv überrascht.
Natascha Brand
Ja Professor Beuer, aktueller Stand der Wissenschaft. Wir haben jetzt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Keramik-Implantate gehört, aber wir haben gehört, sie sind relativ zurückhaltend noch damit. Wie schaut es denn aus? Titan versus Keramik?
Prof. Dr. Florian Beuer
Wie schaut es wissenschaftlich aus? Wir haben eigentlich, es ist ganz klar, wenn ich Datenlage Titan zu Keramik vergleiche, dann vergleiche ich Äpfel mit Birnen, weil es halt einfach weniger Daten gibt. Aber das war auch der Grund, warum wir jetzt gesagt haben, okay, wir von der DGI Seite, wir haben uns das Thema mal als Leitlinien Thema genommen und mal die komplette Literatur gesichtet. Und eigentlich einteilige Implantate, glaube ich, sind inzwischen sehr gut dokumentiert. Also da gibt es zehn Jahresdaten. Wie gesagt, das am besten dokumentierte Implantat gibt es zwar nicht mehr am Markt, aber es gibt zumindest die Daten, dass es funktioniert. Und da ist ganz klar, dass man jetzt diese, da kann man eine Empfehlung aussprechen, ja, wenn es eine Indikation, wenn man ein einteiliges Implantat einsetzen möchte, dann ist das Keramik-Implantat von der Osseontegration, der ist ja nicht schlechter als ein Titan Implantat, also dann kann man das auch auf alle Fälle verwenden. Und in der Leitlinie steht auch drin, dass die zweiteiligen Implantate, dass man die auch verwenden kann. Also das heißt, insofern hat man das eigentlich von der von der Leitlinien Seite aufgemacht. Es ist uns vollkommen klar und ich glaube, deswegen sitzen wir auch heute zusammen und das muss unser Appell an nach draußen sein, dass alle die Keramik-Implantate machen und das schaffen würden, diese Daten zu Poolen, dann hätten wir die Daten relativ schnell.
Dr. Karl Ulrich Volz
Ich fand es ganz spannend, da will ich ganz kurz darauf eingehen, weil du da auch mit beteiligt warst. Wir hatten den JCCI Kongress hier und kurz zuvor war ich eingeladen als Mitglied in der Kommission der AO, wo es auch sozusagen den Konsensus ging für Keramik-Implantate in der Gruppe unter Professor Neugebauer, wo dann eben auch Wael Att beispielsweise dabei war, der auch als Sprecher beim JCCI war. Die Idee, die dort entstanden ist, was mich überrascht hat, aber auch wieder positiv auch, dass von 1600 PubMed gelisteten Studien wurden nur 15 als relevant aussortiert von dem Gremium dort. Die haben sich jetzt jede Studie genau angeguckt und geschaut, die Reviews sind gleich rausgeflogen. Wo ist eine Bias drin? Wo sind offensichtlich Fehler drin? 15 sind übrig geblieben. Meine Studie war zum Glück unter diesen 15 noch dabei. Die Sofortimplantatstudie, die ich mit Hamburg gemacht habe und was ich dort aber gelernt habe, wir sind eigentlich noch am Anfang von der Studienlage. Aber was mir weh getan hat, war zu verstehen, dass eigentlich ’99 von 100 Studien war die Arbeit, der Aufwand, das Geld, die Manpower for Nothing, weil sie waren nicht als relevant angesehen. Und dann sind wir zusammengesessen, die ganzen Referenten, war Professor Beuer auch mit dabei beteiligt, weil die Idee ist dort entstanden in USA, dass wir anlässlich der JCCI ein Consensus Setup for Studies on Ceramic Implants verabschieden.
Dr. Karl Ulrich Volz
Und das haben wir tatsächlich auch geschafft unter dem wirklich großen Einsatz von Professor Schnurr, die uns wissenschaftlich unterstützt hier. Das heißt, wir haben jetzt quasi ein Protokoll, wie Studien aussehen sollen, retrospektiv, prospektiv, klinische Studien, was auch immer, mechanische Studien, Histologien und auch die Begriffsbestimmungen festgelegt, was ist einteilig, zweiteilig? Welche Parameter wollen wir messen? Und unsere Idee war die, und wir sind jetzt dabei, es zu veröffentlichen, also schon eingereicht, soweit ich weiß, dass wir mit diesem Setup uns die Wissenschaftler und die Industrien, und das werde ich in meiner Funktion als Präsident der ISMI umsetzen, in kommenden Monaten uns einigen auf dieses Setup, weil wir haben da die Chance, wenn sich alle an dieses Setup halten, also wenn Straumann und Ceramex, wie sie alle heißen, sagen wir machen das nach diesem Protokoll, dann können wir die Systeme untereinander vergleichen und wir können die Daten zusammenführen. Dann können wir nämlich easy in fünf bis zehn Jahren können wir eigentlich sogar in der relevanten Datenmenge sogar Titan einholen, wenn nicht sogar überholen, weil wir dann einfach auf Datenmengen kommen, die es so vorher noch gar nicht gegeben hat. Das wird bei Titan gar nicht mehr möglich sein, weil dort ja schon, sagen wir mal, die Firmen schon viel zu weit auseinander sind.
Prof. Dr. Florian Beuer
Genau. Also irgendwie hat, wenn man die Titan oder wenn man überhaupt Implantathersteller anschaut, dann hat natürlich jeder so eine Stiftung, aber da ist die Bereitschaft jetzt nicht wahnsinnig groß, das Implantat des Mitbewerbers zu untersuchen. Nein, aber ich glaube, so der Punkt ist eigentlich, wie Sie es eigentlich gut beschrieben haben. Also ich glaube, Implantologie und je komplexer es wird, umso besser müssen die Räder ineinandergreifen. Und das heißt… Also das ist auf der einen Seite sicher die Chirurgie, die in meinen Augen in der DGI sehr, sehr überschätzt wurde, die Prothetik, die total unterschätzt wurde, die Zahntechnik, die total unterschätzt wurde. Deswegen ist mir dieser Team Approach so wichtig. Das ist einfach so, wenn wir unsere Restauration einsetzen, egal ob auf Zähne oder Implantaten am Tag null, ist sie am besten. Das heißt, wenn wir nichts dafür tun, dann nimmt sie den Weg allen irdischen und zwar des relativ schnell. Und je spezialisierter ein Team ist, je hochwertiger ein Team zusammenarbeiten kann, umso besser werden die Ergebnisse sein. Und das ist, glaube ich, so dieser Vorteil, warum auch Titan Implantate so gut funktioniert haben.
Natascha Brand
Wie ist denn das Commitment, also international, wie ist denn die Zusammensetzung international und national zur Anwendung von Keramik-Implantaten?
Dr. Karl Ulrich Volz
Also da ist Deutschland ganz vorne, Nummer eins. Ist natürlich auch so, dass die Zirkonoxid Industrie ist hier beheimatet. Einfach eigentlich. Da gibt es Schwerpunkte in Meissen beispielsweise, wo die Keramik herkommt, die wir als in Form von Teller und so weiter Geschirr kennen. Aber die Medizin Keramik, das ist einfach Metoxid in Tayhngen, Schaffhausen, IWC, das ist Ceramare in der Schweiz, die seit Jahrzehnten Industriekeramik machen und natürlich Ceramtech, die fast 50 Jahre mit Zirkonoxid schon arbeiten, 2 Millionen Zirkonoxid Hüften herstellen. Also da sind die ja schon Lichtjahre weiter und die sind aber alle lokalisiert, wer eigentlich auch sehr stark ist und da habe ich ja vor 30 Jahren schon Studien gelesen, die Japaner, aber industriell ist da nichts irgendwie entstanden in den letzten 20 Jahren überraschenderweise.
Natascha Brand
Genau das wäre auch meine Frage noch mal zum Material gewesen, weil es ist ja sehr hart und spröde. Wie sieht es denn aus mit Bruchgefahren zum Beispiel? Das ist ja auch mal die Gefahr da, wenn so ein Material so hart und spröde ist. Wie sind da die Erfahrungen oder wie ist da die Meinung dazu?
Dr. Henriette Lerner
Was sagt die Wissenschaft?
Prof. Dr. Florian Beuer
Da gibt es zwar… Also ich muss leider sagen, wir haben natürlich eine Studie gemacht mit klassischen Zweiteilige Keramik-Implantaten, die verschraubt sind und haben schlechte Erfahrungen gemacht. Also Frakturzahlen, die eigentlich so nicht tolerabel sind, wo ich sagen würde, ja ich kann dieses Implantat so eigentlich keinem Patienten mit guten Gewissen einsetzen. Und wir haben das Gleiche eigentlich herausgefunden, als wir das im Kausimulator getestet haben, mein damaliger Oberarzt Benedikt Spies hat es dann publiziert. Also ich denke schon, es ist ein weniger fehlertolerantes System. Also insofern klar hat Keramik natürlich seine Limitation, was die Festigkeit angeht und ich merke es sofort bei Keramik, weil es verbiegt sich nicht, das bricht halt einfach. Und deswegen würde ich sagen, das ist sicher die Krux der zweiteiligen Implantate. Also wenn ich jetzt dran gehe mit meiner Titan Implantologie Brille und möchte das Gleiche, den gleichen Durchmesser genauso mit der Schraube verankert haben, dann würde ich sagen, das geht heute noch nicht.
Dr. Henriette Lerner
Denken Sie nicht, dass das der Fehler ist tatsächlich im Makro Design. Das Material ist ein anderes Material. Man muss an Makro Design noch arbeiten und nicht das Titan Design kopieren, was viele Firmen gemacht haben. Und da glaube ich, sie können ja viel mehr.
Dr. Karl Ulrich Volz
Da kann ich bisschen was dazu sagen, weil damit war ich natürlich am meisten konfrontiert in der Vergangenheit. Wir haben, ich habe angefangen 2013 mir die ersten eigenen Testmaschinen 14801 zuzulegen, die auch validiert sind. Mittlerweile haben wir fünf Stück, die sind ziemlich genau hier unten drunter, die laufen 365 Tage, 24 Stunden durchgehend, weil wir quasi jede Charge nochmal testen, obwohl die in der Produktion auch getestet werden. Und natürlich wir versuchen Dinge zu verstehen. Ich muss jetzt… Man muss unterscheiden. Einmal das Material Zirkonoxid, auch wenn es die gleiche Mischung ist von Toshu, wir verwenden das 100% reine Zirkonoxid, weil es einfach die besten Eigenschaften hat. Es ist einfach Schneeweiß. Schöner wäre Rosa, schöner wäre Zahnfarben. Aber die Stabilität leidet, die Biokompatibilität leidet darunter. Deswegen haben wir das reine TZP, so nen Bio-Hip A nennt sich das. Aber auch hier haben wir die Stabilität ungefähr verdoppelt in den letzten zehn Jahren rein vom Material her durch unterschiedliche Brenn Sinter Kurven. Da kann man extrem viel rausholen. Wie kühle ich, wie heiz ich hoch, wie kühle ich ab? All diese Themen. Zweitens haben wir natürlich von der Makro und das ist das wichtige Thema der größte Fehler, den ich immer wieder sehe.
Dr. Karl Ulrich Volz
Und ich habe da mal ein Slogan kreiert „In Keramik denken.“ Wir können nicht ein Titan Implantat nehmen und aus Keramik herstellen ist einfach falsch. Und deswegen ist das Zweiteilige auch nicht so freigegeben. Fully recommended, wie das einteilige, weil wir wissen auch von Zipprich, dass auch bei Titan-Implantaten gibt es bessere und schlechtere Systeme. Grundsätzlich funktioniert die Verbindung sehr, sehr gut durch eine Kaltverschweißung. Aber nicht bei Zirkon, da gibt es keine Kaltverschweißung. Und ich habe schon eine ganze Reihe von Zirkonoxid Implantaten raus gemacht bei Anwendern von uns, die so unter Mundgeruch gelitten haben, nachdem die Prothetik draufkam. Deswegen ich persönlich glaube nicht an zweiteilig und da stehe ich dazu, weil wir immer einen riesigen Spalt haben werden zwischen Implantat und zwischen Abutment. Und ich glaube, daran hat vielleicht auch Schulde damals gedacht, als er mir das Versprechen abgenommen hat, bei einteilig zu bleiben. Unser zweiteiliges ist einteilig, weil ich zementiere nachher die Krone wie bei Bonefit auf dem Rand des Implantates. Es gibt natürlich auch eine andere Stabilität, weil jetzt brauche ich plötzlich nicht mehr einen Hohlraum im Implantatkörper. Und warum ist der Hohlraum im Implantatkörper so tief?
Dr. Karl Ulrich Volz
Einfach deswegen, weil die Schraube, die hält ja nicht durch eine Kaltverschweißung, die Okklusalschraube, sondern die ist ja eigentlich locker. Erst durch das Anziehen werden die Backen aneinander gepresst und ich brauche viel Reibungsfläche, zu verhindern, dass sich das löst. Also ist die Schraube sehr lang. In Zirkonoxid macht es null Sinn, eine lange Schraube zu machen. Unsere Schraube ist 1,2 Millimeter, weil dort habe ich ja eine Kaltverschweißung oder eine Kaltverformung. Jedes Material, ob Titan, PIC, egal Gold, was ich nehme, wird natürlich verformt im harten Zirkonoxid. Wird sich niemals lockern, kann sich nicht lockern. Die Schraube in Zirkonoxid. Wir zementieren ja aber auch den Pfosten. Das heißt, ich habe darauf reagiert, dass ich im lasttragenden Bereich das Mikrogewinde aufgebracht habe und an der Stelle habe ich auch beim Zweiteiligen kein Hohlraum. Das heißt, wenn wir jetzt von einem 3,8 Implantat ausgehen, da kann ich gleich die Werte sagen, dann habe ich einen massiven Kerndurchmesser von 3,72 beim Zweiteiligen. Das entspricht dem Kerndurchmesser eines Einteiligen 4,5 Millimeter Durchmesser. Und wir schaffen mit dem 3,8 schaffen wir als Minimum bei uns inhouse ist unser Requirement 460 Newton, der ISO 14801. Das liegt würde ich sagen, wenn du Camlog testest, auch mal einen 3,8 zu nehmen, fast doppelt so hoch.
Dr. Karl Ulrich Volz
Also mit einer intelligenten Geometrie, den heutigen Möglichkeiten liege ich deutlich höher. Aber wir sprechen natürlich von Einteilig, weil unser Zweiteiliges ist ein Einteiliges, auch nach dem Zusammensetzen, liege ich fast doppelt so hoch wie ein Titan Implantat. Wir sind heute, kann ich sagen, haben wir ja viele Ausreisser, mittlerweile 30 Prozent Ausreisser nach oben von 600 Newton. Das heißt, wir arbeiten an der 600 Newton Grenze, braucht kein Mensch. Das ist einfach halt, sagen wir mal Sicherheitsreserve, weil die Patienten auch immer jünger werden und dadurch muss es auch länger halten. Weil die Patienten, die du heute behandelst, so erfolgreich, die sterben ja irgendwann aus. Das heisst, in der Zukunft behandeln wir mehr, sagen wir mal, die E-Scooter Unfälle. Das sind junge Patienten, die eine Lebenserwartung von 100 Jahren haben. Da muss das Implantat vielleicht 80 Jahre funktionieren. Insofern denke ich, dass 600 Newton schon eine Benchmark sind, die ich irgendwann erreichen möchte.
Outro
Dies war der erste Ausschnitt aus der Zukunftswerkstatt, einem Gesprächsformat der mgo Fachverlage, in dem aktuelle Themen der Branche und die Herausforderungen in der Zahnmedizin diskutiert werden. Die Zukunftswerkstatt wurde in Kooperation mit SDS Swiss Dental Solutions in den Räumlichkeiten der SDS in Kreuzlingen durchgeführt und nachfolgend präsentieren wir daraus vier Audio Blöcke als Zusammenschnitte in Podcast Format. Freuen Sie sich auf die nächsten Folgen, in denen es um weitere aktuelle Themen der Zahnmedizin gehen wird.